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Sicheres Baden Gefahren im und am Wasser: Worauf Sie achten sollten

Schwimmen im See oder im Fluss, spazieren am Wasser – da lauern viele Gefahren. Baden ohne Risiko gibt es nicht. Aber es gibt Tipps und Hilfsmittel.

Gerade wenn es heiss ist und es alle an und ins Wasser zieht, geht oft vergessen, welche Gefahren davon ausgehen. «Es gibt kein sicheres Gewässer, das muss man sich immer vor Augen halten», sagt Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung, kurz BFU. Das gilt auch für geübte Schwimmer und gute Schwimmerinnen.

Der Sprung ins kalte Wasser

Vielfach wird die Situation unterschätzt oder die Schwimmerinnen und Schwimmer handeln leichtsinnig. Ein Beispiel ist der Sprung ins kalte Wasser: «Aufgewärmt von der Sonne bei über 30 Grad und dann ein Sprung ins 15 Grad kalte Wasser kann für Herz und Kreislauf ein Schock sein.» Wie Herz-Kreislaufprobleme kann auch ein Muskelkrampf im schlimmsten Fall tödlich enden.

Schwimmen im Fluss und See

«Ein Schwumm in der Aare, im Rhein, in der Reuss oder in einem anderen Fluss ist nur etwas für geübte, gute Schwimmerinnen und Schwimmer». Etwas anders sieht es beim Baden im See aus. Auch da gilt – wie beim Fluss – nie allein ins Wasser gehen. Gerade im See ist eine Schwimmboje sehr nützlich, empfiehlt die BFU. «Diese kann man mit einer Leine um den Bauch festbinden. Sie stört nicht beim Schwimmen, sondern treibt ein paar Meter hinterher.»

Badeunfälle in der Schweiz

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Beim Wassersport verletzen sich jedes Jahr in der Schweiz ungefähr 16'000 Menschen. Das entspricht einem Anteil von fünf Prozent aller Sportunfälle. Ein Drittel davon sind Unfälle bei Kindern bis 16 Jahre.

14 Prozent der Verunfallten sind ausländische Gäste. Die Menschen ertrinken beim Wassersport, allen voran beim Baden und Schwimmen in freien Gewässern. Experten gehen davon aus, dass das Baden und Schwimmen in öffentlichen Badeanstalten bei Weitem sicherer ist als in freien Gewässern.

In der Schweiz ertrinken im Schnitt 46 Menschen pro Jahr, über 80 Prozent davon sind Männer. Gemäss dem Handbuch des Ertrinkens (Handbook on Drowning) haben junge männliche Erwachsene ein neunmal höheres Risiko zu ertrinken. Die Gründe sind: erhöhte Risikobereitschaft oder Alkohol- und Drogenkonsum. Die Zahl der ertrunkenen Männer sank in den letzten Jahren leicht, diejenige der Frauen stieg allerdings.

Eine Studie aus Australien hat Ertrinkungsunfälle von erwachsenen Frauen untersucht. Das Forscherteam hat keine einzige Studie gefunden, die sich ausschliesslich dem Ertrinken von Frauen widmet. Die Autoren kommen zum Schluss, dass Frauen die vergessene Risikogruppe bei den Ertrinkungsunfällen sind. Dennoch konnten sie feststellen: In Ländern mit hohem Einkommen sind Frauen ähnlich risikobereit wie Männer. Frauen verunfallen hier häufig in der Freizeit. Zudem nimmt das Risiko zu ertrinken bei Frauen ab dem 65. Altersjahr zu.

Die Schwimmboje ist sozusagen ein Reserveanker, wenn man Hilfe braucht, aber auch wenn man sich ausruhen will oder plötzlich einen Muskelkrampf hat. Es gibt auch Modelle mit einem separaten Fach, in welchem Kleider und Wertsachen mittransportiert werden können.

Schwimmsack ist keine Rettungshilfe

Sie sind als Schwimmsack, Rheinfisch oder Aaresack im Handel erhältlich und dienen einzig dem Mitführen von Kleidern, Portemonnaie und Sonnencreme. Sie seien keine  Schwimmhilfe im klassischen Sinn, sagt Kipfer. «Einzig Schwimmsäcke mit einer separaten Luftkammer bieten in einer Notlage Sicherheit, dass man sich über eine längere Zeit im Wasser daran festhalten kann.»

Auf dem Bild ist eine Frau zu sehen, die einen Schwimmsack in den Fluss wirft.
Legende: Schwimmsäcke dienen nicht als Schwimmhilfe, es sei denn, sie verfügen über eine separate Luftkammer. Keystone / Anthony Anex

Zudem ist es wichtig,  Schwimmsäcke  im Fluss nie um den Bauch oder diagonal über der Schulter zu tragen. Bleibt man an einer Boje oder einem Ast hängen, kann das tödlich enden.

Nach Gewittern vorsichtig sein

Der Pegel von Flüssen kann sehr schnell und sehr stark steigen und nach einem Gewitter führen Fliessgewässer regelmässig auch viel Schwemmholz mit. Besonders wer mit Kindern am Wasser spazieren geht, sollte vorsichtig sein. «Kinder, die nicht schwimmen können, muss man in Griffnähe haben», sagt Kipfer. Das heisst, in einer Distanz auf Armlänge.

Das gilt auch in Schwimmbädern, auch solchen mit Bademeistern. Und selbst Kinder, die schon ein bisschen schwimmen können, darf man nie unbeaufsichtigt lassen, sagt Kipfer. Das heisst: Kein Blick aufs Handy – es sei denn, man macht ein Foto.

Auf dem Fluss Rettungsweste tragen

Beim Stand-up-paddeln und in Booten – auch in Gummibooten – ist eine Rettungsweste auf dem Fluss obligatorisch. Wichtig ist hier, dass man die Rettungsweste auch anzieht. «Kentert das Boot, muss man nur einen Knopf an der Weste drücken und schon hat man Auftrieb», sagt Kipfer. Generell gilt: Eine Rettungsweste sorgt für Auftrieb und dreht eine Person auf den Rücken, auch wenn sie ohnmächtig ist. Eine Schwimmweste dagegen ist einzig eine Schwimmhilfe.

Radio SRF 1, Treffpunkt, 28.07.2022, 11:05 Uhr

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