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Sind Alternativen zur Spritzenkur wirksam?

Wer im Frühjahr und Sommer unter Pollenallergien leidet, kann sich im Herbst und Winter dagegen immunisieren lassen. Eine solche Desensibilisierung verläuft über Jahre. Spritzenfreie Alternativen bieten Tropfen und Tablettenkuren, bei denen diese Immuntherapie über die Mundschleimhaut wirken soll.

Wer seine Pollenallergie – umgangsprachlich auch Heuschnupfen genannt – loswerden möchte, muss sich gegen die Pollen immunisieren lassen. Der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen, ist die pollenarme Saison im Herbst und Winter.

Therapie fürs Immunsystem

Die Pollenallergie ist eine überschiessende Reaktion des Immunsystems. Das heisst, der Organismus bekämpft einen eigentlich harmlosen Stoff. Beim Heuschnupfen sind es die Proteine von Pollen. Die Idee hinter der Immuntherapie: das mit allergischer Reaktion antwortende Immunsystem wird schrittweise an den allergieauslösenden Stoff gewöhnt. Es soll lernen, die Polleneiweisse zu tolerieren und nicht überschiessend darauf zu reagieren. Bei Pollenallergie gibt es zwei Formen von Immuntherapie: Die Spritzentherapie und die orale Therapie mit Tropfen oder Tabletten.

Spritzentherapie – bewährt und erfolgreich

Die Immunisierung mit Spritzen ist eine bewährte und erfolgreiche Therapiemethode, die nach wie vor als Goldstandard gilt. Bei der Spritzentherapie verabreicht der Arzt dem Allergiker den allergieauslösenden Stoff unter die Haut (subkutane Verabreichung). Dadurch gewöhnt sich der Körper allmählich an den Allergieauslöser und bildet Antikörper. Zirka 80 Prozent der Patienten sind nach der dreijährigen Immunisierung mit Spritzen beschwerdefrei oder spüren eine deutliche Reduktion der Symptome.

Ganzjährige Spritzentherapie

Die ganzjährige Therapieform beginnt im Herbst/Winter mit einer Einleitungsphase von 6-16 Wochen. Während dieser Phase wird die Dosis kontinuierlich erhöht. Der Patient muss einmal pro Woche zum Arzt gehen, um sich die Spritze verabreichen zu lassen. Danach folgt die Erhaltungsphase, in welcher der Patient in der Regel drei Jahre lang jeden Monat eine Spritze erhält.

Kurzzeit-Spritzentherapie

Die Kurzzeit-Spritzentherapie ist weniger zeitintensiv, sie dauert in der Regel allerdings ebenfalls drei Jahre. Dem Patienten werden kurz vor Beginn der Pollensaison 6-8 Spritzen in einem wöchentlichen Abstand injiziert. Diese Vorgehensweise wird während der darauffolgenden zwei Jahre wiederholt.

Orale Therapie – mit viel Disziplin zum Erfolg

Die orale Einnahme von Tropfen oder Tabletten ist eine Alternative zur Spritzentherapie. Der Allergiker sprayt sich während drei Jahren täglich eine Dosis der allergenhaltigen Lösung in den Mund. Die orale Therapie kann selbständig zu Hause durchgeführt werden, setzt jedoch eine starke Eigenverantwortung voraus. Auch die orale Therapie ist erfolgreich: Bis zu 70 Prozent der Behandelten beschreiben eine deutliche Linderung der Symptome oder sind sogar ganz von der Pollenallergie befreit.

Welche Therapie ist für wen geeignet?

Wer sich vor Spritzen stark ängstigt oder nicht regelmässig für eine Spritze zum Arzt gehen kann, für den könnte die orale Therapie eine Lösung sein. Doch die Wahl der Therapie hängt stark davon ab, auf welche Pollen man allergisch ist. Zum Spritzen stehen alle allergieauslösenden Stoffe zur Verfügung. In Tropfenform sind bisher erst Lösungen mit Gräsern und frühblühenden Bäumen zugelassen. Gegen Gräserpollenallergie ist ausserdem eine Tablette auf dem Markt. Wer auf mehrere Stoffe gleichzeitig allergisch ist, eignet sich für Tropfen oder Tabletten weniger.

Der Erfolg der Spritzentherapie ist durch zahlreiche Studien gut untersucht und liegt bei zirka 80 Prozent. Die orale Therapie ist noch weniger gut untersucht. Die Erfolgsquote liegt bei 70 Prozent und weniger.

Fast jeder Fünfte leidet an Pollenallergie

Eine Pollenallergie tritt selten vor dem dritten Lebensjahr auf. Häufig entsteht sie im Schulalter oder später. Bis zu 19 Prozent der Schweizer Bevölkerung (rund 1,4 Millionen Menschen) sind auf Pollen allergisch. Häufige Symptome sind Niesen, Fliesschnupfen (Rhinitis), verstopfte Nase, juckende und tränende Augen, Juckreiz in Gaumen, Nase und Ohren. Angestauter Schleim in den Nasennebenhöhlen kann zu Kiefer- und Kopfschmerzen führen. Einige Betroffene können in der Hauptpollenflug-Zeit kaum mehr das Haus verlassen, da ihre Beschwerden sonst zu stark sind. Fachleute warnen vor dem so genannten Etagenwechsel: Eine unbehandelte Pollenallergie kann sich langfristig zu einem allergischen Asthma entwickeln.

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