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Video
Singen nach dem Hirnschlag
Aus Puls vom 15.06.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 50 Sekunden.
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Singend die Sprache wiederfinden

Nach Hirnschlägen geht häufig die Sprache verloren. Singen kann helfen.

Wie sehr die Sprache nach einem Hirnschlag beeinträchtigt ist, hängt davon ab, wo genau es zum Unterbruch in der Blutversorgung gekommen ist. Das Sprachzentrum des Menschen liegt auf der linken Hirnseite. Kam es in diesem Bereich zu Durchblutungsstörungen, kann die Sprache leiden – eine sogenannte Aphasie entsteht. Möglich sind alle Schweregrade und Schattierungen – vom leichten Wortfindungsstörungen bis hin zum kompletten Verlust des Sprachverständnisses oder gravierenden Artikulationsproblemen.

Audio
Marco Bonetti - Vom Wiederfinden der Sprache
aus Menschen und Horizonte vom 16.03.2014. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 56 Minuten 12 Sekunden.

Beim Singen dagegen werden Bereiche der rechten Hirnhälfte aktiviert. Deshalb gelingt es vielen Patienten noch sehr gut, Melodien zu produzieren – und sogar die Liedtexte zu formulieren. Damit wird mit dem Gesang sozusagen nebenher das Sprachvermögen trainiert. Der Effekt der Musiktherapie, die in vielen Rehabilitationszentren angeboten wird, reicht so weit über den Wohlfühlfaktor hinaus.

Aphasie-Chöre machen auch psychisch stärker

Die Nachhaltigkeit der Musiktherapie war lange umstritten. «Ich hatte erwartet, dass es wenig Spracheffekte gibt, dass sich die Patienten nur beim Singen stark verbessern. Ich war schon überrascht zu sehen, dass es doch so deutliche Spracheffekte gibt, die sehr gut korrelieren mit der Aktivierungsübernahme im geschädigten linken Hirn», sagt Walter Huber, Neurolinguist vom Uniklinikum Aachen, und meint damit: Der Gesang aktiviert auch die bei Aphasikern betroffene linke Hirnhälfte. Das ist sogar im MRI nachvollziehbar.

Die positive Wirkung auf das Sprachvermögen machen sich auch die Aphasie-Chöre zunutze. Dabei werden gesangliche Techniken gezielt therapeutisch eingesetzt. Melodie und Rhythmik schaffen eine Brücke zur Sprache. Hinzu kommt der positive psychische Effekt der gemeinsamen Beschäftigung mit Schicksalsgenossen.

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