Jedes Jahr erkranken in der Schweiz rund 20'000 Menschen an Gürtelrose. Zwei Drittel der Betroffenen sind 50 Jahre alt oder älter. Mit dem Alter steigt auch das Risiko für Komplikationen. Besonders gefürchtet sind chronische Nervenschmerzen, die Post-Herpetische Neuralgie (PHN).
Das Wichtigste: Behandlung so früh wie nur möglich!
Sobald man Symptome einer Gürtelrose spürt oder sieht, noch am gleichen Tag, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Die ersten drei Tage sind entscheidend für den Behandlungserfolg!
Impfung gegen Gürtelrose: neu empfohlen für 65- bis 79-Jährige
Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt neu Impfungen gegen Varizella Zoster-Viren mit dem Impfstoff Zostavax (Hersteller: Merck Sharp & Dohme AG, USA). Der Impfstoff ist seit 2007 in der Schweiz zugelassen, wurde bis jetzt aber nicht empfohlen, da unter anderem Langzeitdaten fehlten.
Die neue Empfehlung für eine einmalige Impfung richtet sich an zwei Zielgruppen:
- Die Empfehlung gilt einerseits für die Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen. In dieser Altersgruppe steigen Gürtelrosefälle und Komplikationen.
- Die zweite Zielgruppe sind Personen ab 50 Jahren, die in naher Zukunft eine immunschwächende Behandlung vor sich haben, zum Beispiel eine Chemotherapie.
- Ab dem 80. Lebensjahr ist die Impfung zu wenig wirksam für eine Empfehlung.
- Ungeeignet ist der Lebendimpfstoff für Personen, die bereits stark immungeschwächt sind.
Wirksamkeit der Zostavax-Impfung
Der Impfschutz von Zostavax hat Lücken und Grenzen:
- Die Wirkung sinkt im Verlauf ab dem Zeitpunkt der Impfung über die Jahre hinweg zunehmend.
- Mit steigendem Alter wirkt der Impfschutz immer weniger gut.
- Trotz Impfung kann man also eine Gürtelrose entwickeln. Es besteht aber die Chance, dass die Erkrankung milder verläuft. Auch entwickeln sich seltener chronische Nervenschmerzen.
- Risikosenkung Gürtelrose: Im Durchschnitt sinkt das Risiko einer Gürtelrose für Geimpfte ab 60 Jahren um 51 Prozent. Jeder zweite Fall kann also vermieden werden. Das gilt aber nur für die ersten Jahre nach der Impfung. Nach zehn Jahren beträgt der Impfschutz nur noch 21 Prozent!
- Risikosenkung chronische Nervenschmerzen: Das Risiko, nach einer Gürtelrose chronische Nervenschmerzen zu entwickeln, sinkt für Geimpfte ab 60 Jahren im Durchschnitt um 67 Prozent. Auch das gilt nur für die ersten Jahre. Nach zehn Jahren beträgt der Impfschutz nur noch 35 Prozent. (Quelle: BAG)
Soll man sich impfen lassen?
Es gibt Argumente, die für und solche, die eher gegen eine Impfung sprechen, oder ihre Bedeutung relativieren.
- Besonders empfohlen wird eine Impfung für Risikogruppen, also für Personen, die eine immunschwächende Behandlung vor sich haben. Für die übrige Bevölkerung wird die Impfung lediglich «ergänzend» empfohlen.
- Wenn in der Familie gehäuft Gürtelrosen-Fälle auftreten, könnte eine familiäre Veranlagung vorliegen, was für die Impfung spricht.
- Gürtelrose ist keine sehr häufige Erkrankung. Zum Vergleich: Die saisonale Grippe führt jedes Jahr zu 100'000 bis 300'000 Arztkonsultationen, Gürtelrose zu 20'000.
- Schwere Fälle sind eher selten, die Wirkung des derzeit erhältlichen Impfstoffs ist nicht sehr hoch.
- Man muss bereit sein, die Impfung und die Beratung beim Arzt selbst zu bezahlen. Die Grundversicherung muss die Kosten von rund 200 Franken nicht übernehmen. Bei Zusatzversicherungen sollte man sich vorgängig informieren.
Shingrix – ein neuer Impfstoff
Wirksamer als Zostavax soll ein anderer Impfstoff sein: Shingrix (Hersteller: GlaxoSmithKline, UK). Shingrix wird in den USA breit empfohlen. Die Impfung soll über 90 Prozent der Gürtelrose-Fälle verhindern können. Für Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, ist der neue Impfstoff vielversprechend, aber seine Wirkung noch zu wenig belegt. Auch hat der Hersteller die Zulassung für Shingrix in der Schweiz noch nicht einmal beantragt. Bis der Impfstoff in der Schweiz zugelassen wird, dürften noch Jahre vergehen.
Windpocken und Gürtelrose – derselbe Erreger
Windpocken: Die meisten Menschen machen in ihrer Kindheit eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) durch. Sie erkranken bei dieser Primärinfektion an «Windpocken». Das Virus verschwindet nicht, sondern schlummert in den Nervenganglien des Rückenmarks oder des Gehirns.
Gürtelrose: Jede Person, die bereits Windpocken gehabt hat, kann Gürtelrose entwickeln. Denn: Irgendwann – oft nach Jahrzehnten – können die Viren reaktiviert werden. Nach der Reaktivierung und Vermehrung können die Varizella-Zoster-Viren durch die Nervenzellen bis in die Haut wandern. Dann entwickelt sich das Krankheitsbild von Herpes Zoster. Je nachdem, ob die Erkrankung am Rumpf oder im Gesicht auftritt, wird sie auch als Gürtelrose oder Gesichtsrose bezeichnet.
Symptome von Gürtelrose
Typisch ist ein einseitiger, schmerzhafter, brennender Hautausschlag. Er beginnt mit starker Rötung, dann bilden sich Bläschen, die nach wenigen Tagen eintrocknen und abfallen. Der Ausschlag wird oft von weiteren Allgemeinsymptomen begleitet. In zehn Prozent der Fälle ist der Augenbereich betroffen, was unbehandelt zur Erblindung führen kann.
Häufigste Komplikation: Chronischer Schmerzzustand
Wochen oder Monate nach einer Gürtelrose kann ein chronischer Schmerzzustand auftreten. Hält der Zustand länger als drei Monate an, spricht man von Post-Herpetischer Neuralgie (PHN). Die heftigen Schmerzattacken können die Lebensqualität sehr beeinträchtigen.
Rund ein Fünftler der über 65-jährigen Gürtelrose-Patienten entwickeln diese chronischen Nervenschmerzen.