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«Last-Minute-Mütter»: Risiken einer späten Schwangerschaft
Aus Ratgeber vom 26.08.2013. Bild: colourbox
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Spätes Mutterglück

In den letzten Jahren hat sich die Zahl der schwangeren Frauen über 40 verdreifacht. Gehen sie ein hohes Risiko ein?

Die Familienplanung verschiebt sich immer weiter nach hinten - sei es, weil Paare nach langer Ausbildung erst einmal im Berufsleben Fuss fassen wollen, sei es, weil der richtige Partner auf sich warten liess oder einfach, weil es jahrelang nicht geklappt hat mit dem Nachwuchs.

Frauen im idealen Gebäralter zwischen 20 und 25 Jahren haben pro Zyklus etwa eine Chance von 30 Prozent, schwanger zu werden. 80 Prozent erwarten innerhalb eines Jahres ein Kind. Für Frauen ab 35 halbiert sich dieser Wert. Für Frauen ab 40 liegt die Chance auf eine Schwangerschaft nur noch bei zehn Prozent pro Zyklus. Damit nicht genug: Bereits mit Anfang 40 endet beinahe jede dritte Schwangerschaft in einer Fehlgeburt, unter den 45-Jährigen ist es sogar jede zweite.

Risiko fürs Kind

Zeigt der Schwangerschaftstest endlich ein positives Ergebnis, sehen sich die Frauen mit weiteren Problemen konfrontiert: Sie gelten als Risikoschwangere, sowohl was ihre eigene Gesundheit als auch was die des Kindes anbelangt. Denn für ältere Schwangere liegt beispielsweise das Risiko für einen erhöhten Blutdruck, eine Schwangerschaftsvergiftung, Schwangerschaftsdiabetes oder Komplikationen wie vorzeitige Wehen höher als für jüngere Frauen. Hinzu kommt die höhere Wahrscheinlichkeit für Mehrlingsschwangerschaften, die an sich in der Medizin schon als «Risiko» eingestuft werden.

Auch für das Baby nehmen bestimmte Gefahren zu, wenn die Mutter 35 Jahre oder älter ist. Fehlbildungen oder Chromosomenschädigungen sind dann häufiger. Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit Down-Syndrom beispielsweise liegt mit 35 bei 0,3 Prozent, mit 40 bei einem und mit 46 Jahren bei fünf Prozent.

Gesund in die Schwangerschaft starten

Das Risiko für Fehlbildungen und andere Defekte können ältere Mütter nicht verringern, aber sie können versuchen, andere Probleme in der Schwangerschaft vorzubeugen. Dabei gilt für sie das Gleiche wie für jüngere Frauen: abnehmen im Falle von Übergewicht, nicht rauchen, kein Alkohol, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, genug Bewegung. Sie sollten darüber hinaus möglichst schon ein bis drei Monate vor einer möglichen Schwangerschaft Folsäure einnehmen, um optimal in die Schwangerschaft zu starten.

Ist die Schwangerschaft gut überstanden, folgen die Geburtsrisiken: Das Gewebe älterer Frauen ist oft nicht mehr so flexibel und deshalb anfälliger für Verletzungen. Sie bekommen ihr Kind häufiger per Kaiserschnitt. Häufiger als bei jungen Frauen löst sich nach der Geburt die Plazenta nicht richtig oder die Gebärmutter zieht sich nicht so schnell zusammen, wodurch es zu verstärkten Blutungen kommt.

Auch das Alter des Vaters ist entscheidend

Auch wenn die Frau für die Gesundheit des Ungeborenen eine grössere Rolle spielt: Das Alter des Vaters ist keine Nebensache. Bei Männern lässt die Fruchtbarkeit ab 40 nach. Ab 50 zeigt sich das auch im Spermiogramm: Die Spermien sind dann nicht mehr so beweglich wie vorher. Statistiken zeigen: Genetisch bedingte Krankheiten sind bei Kindern älterer Väter häufiger, auch wenn sie nur sehr selten vorkommen - wie beispielsweise die Achondroplasie, ein genetisch bedingter Kleinwuchs des Kindes, oder andere Erbkrankheiten, die Organe und Skelett beeinflussen. Schizophrenie ist unter den Kindern älterer Männer doppelt so häufig wie unter den Kindern 30-Jähriger.

Meistens geht alles gut

Selbst wenn dies alles nach guten Gründen klingt, ab 40 kein Kind mehr zu bekommen: In den meisten Fällen meistern auch reifere Frauen Schwangerschaft und Muttersein gut. Frauen um die 40 sind heute wesentlich fitter als früher, und auch die Betreuung Schwangerer ist immer besser geworden. Weil zunehmend ältere Frauen Kinder gebären, sind Ärzte und Spezialkliniken auf diese Patientinnen mittlerweile besonders gut eingestellt und so unterscheiden sich späte Schwangerschaften vielfach nicht von denen jüngerer Mütter. In einem sind sich junge und ältere Eltern sowieso gleich: Nichts ist schöner, als das Wunschbaby endlich in den Armen zu halten.

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