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Steigende Fallzahlen Keuchhusten: Wissenswertes über Ansteckung, Symptome und Schutz

Keuchhusten ist eine Erkrankung der Atemwege und sehr ansteckend. Aktuell steigen die Zahlen der Pertussis-Fälle (wie Keuchhusten auch genannt wird) in der Schweiz an.

Die Fälle werden beim BAG im Rahmen des Sentinella-Meldesystems überwacht . «Seit 2024 beobachten wir einen Anstieg der Fälle», so BAG-Mediensprecher Simon Ming. Genauer: In diesem Jahr wurden bereits fast doppelt so viele Fälle wie im ganzen Jahr 2023 gemeldet.

Vermehrt Keuchhusten-Meldungen

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Keuchhusten ist nicht meldepflichtig. Es gibt also nur Hochrechnungen, die auf den Meldungen von etwa 180 ausgewählten Hausarztpraxen in der ganzen Schweiz beruhen.

«Ausserdem wurden dieses Jahr mehr Häufungsmeldungen als in den Vorjahren registriert. Die meisten davon betrafen zwei bis vier Personen, die sich zumeist in der Schule angesteckt haben», so Simon Ming. Weiter erhalte das BAG Meldungen zu aussergewöhnlichen Ausbrüchen bzw. Häufungen von Pertussis-Fällen.

In den letzten 20 Jahren vor der Pandemie bewegte sich die hochgerechnete jährliche Inzidenz zwischen 40 und 164 Fälle pro 100'000 Einwohner/-innen.

Was sind die Symptome? Meist verläuft eine Keuchhusten-Erkrankung in drei Phasen: Die ersten Symptome ähneln einer Erkältung mit Schnupfen, Husten, Schwächegefühl und selten Fieber. Diese sogenannte Erkältungsphase dauert 1 bis 2 Wochen.

Darauf folgt die Anfallphase (die in der Regel vier bis sechs Wochen dauert) mit dem typischen stakkatoartigen Husten. Wenn der Husten krampfartig ist, endet die Hustenattacken häufig mit einem keuchenden, pfeifenden Geräusch – so kam der Keuchhusten zu seinem Namen. Die Anfälle führen zum Auswurf von zähem Schleim und Erbrechen. Bei Neugeborenen und Säuglingen kann es zu lebensgefährlichen Lungenausfällen kommen.

Besonders gefährlich für Säuglinge

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Säugling wird untersucht
Legende: SRF

Für Säuglinge kann Keuchhusten tödlich sein. Ulrich Heininger, Professor am Universitäts-Kinderspital beider Basel, leitender Arzt der Infektiologie und Vakzinologie und stellvertretender Chefarzt erklärt das genauer: Von 100 Säuglingen bis sechs Monaten, die wegen Keuchhusten ins Spital müssen, verstirbt eines.

Die Ursache: Bei Säuglingen können Keuchhusten-Bakterien im Blut zu einem sehr starken Anstieg der weissen Blutkörperchen führen. Diese verstopfen die Lungenkapillaren, wodurch es zu Lungenversagen kommt. Auch eine künstliche Beatmung hilft dann nicht mehr gegen den Erstickungstod. In der Schweiz versterben jährlich eins bis zwei Kinder an Keuchhusten. Das ist beunruhigend, so Heininger. Doch kein Grund für Panik, da mit der Impfung eine gute Schutzmöglichkeit existiere.

Weitere mögliche Komplikationen treten vor allem bei Säuglingen im ersten Lebensjahr und bei älteren Menschen auf. Darunter sind Lungen- und Mittelohrentzündungen und seltener Krampfanfälle. Auch Atmungsaussetzer und Hirnschäden als Folge von Atemnot sind möglich.

Die dritte und letzte Phase namens Erholungsphase mit langsam abklingenden Symptomen dauert sechs bis zehn Wochen. Doch auch Monate danach können kalte Luft, Zigarettenrauch oder körperliche Anstrengung bei Betroffenen Reizhusten auslösen.

Der zeitliche Verlauf von Keuchhusten.
Legende: Der zeitliche Verlauf von Keuchhusten Die Zeit von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen (orange) und die drei Krankheitsphasen. 1 bis 3 Wochen nach der Ansteckung treten die ersten Symptome auf (=Woche 0). Die rote Linie stellt die Ansteckungsgefahr dar. Diese ist in den zwei Wochen der Erkältungsphase am höchsten. Und bleibt hoch in den folgenden zwei Wochen der Anfallphase. SRF – verwendete Datenquellen: BAG und rki.de

Wie wird Keuchhusten übertragen? Über eine Tröpfcheninfektion – durch Husten oder Niesen etwa. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch dauert es sieben bis 20 Tage. Am ansteckendsten sind Betroffene in den ersten beiden Wochen. Mit Antibiotika verringert sich die Ansteckungsphase auf wenige Tage.

Menschen können sich mehrmals und unabhängig vom Alter mit Keuchhusten infizieren. Eine Impfung oder durchgemachter Pertussis schützt durchschnittlich sechs bis zehn Jahre.

Wirksamkeit der Impfung

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  • Die Wirksamkeit der Basisimpfung von Kindern beträgt gemäss dem deutschen RKI rund 90 Prozent gegen schwere Krankheitsverläufe und rund 70 Prozent gegen alle Verläufe.
  • Die Impfung der Mutter in der Schwangerschaft führt zu einer Schutzrate von mehr als 90 Prozent gegen alle Verlaufsformen einer Pertussisinfektion bei Neugeborenen.
  • Die Impfung mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen schützt nicht dauerhaft gegen eine Erkrankung (wie auch die natürliche Infektion nicht).
  • Jugendliche und Erwachsene schützt die Impfung mit einem Kombinationsimpfstoff (eine Dosis) je nach Studie zwischen 64 und 85 Prozent vor einer Pertussiserkrankung.

Warum steigen die Zahlen in der Schweiz an? Ulrich Heininger ist Professor am Universitäts-Kinderspital Basel und leitender Arzt der Infektiologie und Vakzinologie. «In den letzten Wochen waren bis zu zehn von 1000 gemeldeten Konsultationen wegen Keuchhusten. Das sind zehnmal mehr als sonst.»

Grund zur Besorgnis gebe es trotzdem nicht. Denn: «Alle Infektionskrankheiten kommen über die Jahre in Wellen. Während der Coronazeit gingen sie stark zurück. Nun kommt, wie erwartet, eine nach der anderen zurück.» Daher gilt wie immer: Falls ein Kind länger als eine Woche hustet, unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Wie erfahre ich von (m)einer Infektion? Mithilfe eines Abstrichs aus dem hinteren Nasen-Rachenraum, wie bei Corona. Nach ein paar Tagen zeigt sich, ob darunter auch die Bakterien des Keuchhustens wachsen. Ein solcher Nachweis ist aber nicht immer zuverlässig. Sicherer ist der Nachweis via PCR, also Vermehrung des Erbguts des Erregers.

Bild von stäbchenförmigen Bakterien
Legende: Bordatella pertussis – der stäbchenförmige Keuchhusten-Verursacher. Science Photo Library

Wie können wir uns schützen? Ulrich Heininger betont, dass der beste Schutz für Säuglinge die Impfung der schwangeren Frau und später des Säuglings sei. «Von allen so geimpften Kindern sind 90 Prozent gegen Keuchhusten geschützt. Als ergänzendes Sicherheitsnetz sollte sich die übrige Bevölkerung impfen.»

In seinen Worten: «Klar gibt es Nebenwirkungen der Impfung wie Schmerzen bei der Einstichstelle. Aber was ist das im Vergleich zu einem toten Säugling?» Er wolle nicht dramatisieren, doch gelten Impfungen zu den am besten und sichersten Massnahmen gegen Keuchhusten.

Impfempfehlungen im Überblick

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impfbüchlein mit Eintrag Pertussis und Spritze
Legende: Imago Images / Shotshop

Für Säuglinge und Kinder:

  • Allgemein: in drei Dosen mit zwei, vier und sechs Monaten.
  • Gruppenbetreute Kinder und Frühgeborene: mit zwei, drei und vier Monaten.
  • Auffrischimpfungen: mit 15 bis 24 Monaten, vier bis sieben Jahren und 11 bis 15 Jahren.

Für Erwachsene:

  • Auffrischimpfung für alle zwischen 25 und 29 Jahren.
  • Erwachsene in regelmässigem Kontakt mit Säuglingen unter sechs Monaten (unter anderem Eltern, Grosseltern, Geschwister), wenn die letzte Keuchhustenimpfung länger als zehn Jahre zurückliegt.
  • Schwangere, wenn die letzte Keuchhustenimpfung (oder laborbestätigte Erkrankung) mehr als fünf Jahre zurückliegt.

SRF1, Tagesschau, 30.05.2024 19:30 Uhr

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