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Stille Krankheit Hepatitis

Hepatitis ist eine schleichende Krankheit mit vielen Gesichtern. Die Viren vermehren sich oft viele Jahre lang – bis erstmals Krankheitssymptome auffallen. Je früher die Infektion erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Neue Medikamente versprechen bessere Heilungschancen.

70'000 Schweizerinnen und Schweizer sind mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Die wenigsten wissen davon.

Die Leber ist die «chemische Fabrik» unseres Körpers. Sie ist zuständig für verschiedenste lebenswichtige Stoffwechselfunktionen: Sie entgiftet und reinigt den Körper von schädlichen Substanzen, indem sie diese abbaut und über Urin und Galle ausscheidet; sie baut Nahrungsmittelbestandteile wie Fette, Eiweisse und Zucker in Körperbausteine um und speichert wichtige körpereigene Substanzen; und sie bildet Galle, welche im Darm eine wichtige Rolle bei der Verdauung und der Aufnahme von Nahrungsmittelbestandteilen spielt.

Die komplizierte «Fabrik» kann gestört werden. Übermässiger Alkoholkonsum und Chemikalien greifen sie an, und Viren infizieren und zerstören Leberzellen. Die Folgen davon: die Leber entzündet sich. Im Fachjargon wird die Entzündung als Hepatitis bezeichnet.

Weltweit sind Millionen von Menschen mit Hepatitis-Viren infiziert. Die verschiedenen Viren werden mit Buchstaben bezeichnet; bei uns am weitesten verbreitet sind die Typen A, B und C.

In den meisten Fällen wird die Krankheit chronisch

Besonders schwerwiegend sind die Auswirkungen des Hepatitis-C-Virus. Der nur 30 Millionstel Millimeter grosse, zur Familie der Flaviviren gehörende Krankheitserreger wurde erst 1987 von Forschern um Qui-Lim Choo vom privaten Biotech-Unternehmen Chiron in Kalifornien entdeckt. In der Schweiz sind rund 70'000 Personen mit diesem Hepatitis-C-Virus infiziert, weniger als die Hälfte weiss von der Ansteckung. Das bestätigt eine aktuelle, noch nicht veröffentlichte Studie der Universität Bern. Beat Helbling, Leitender Arzt am Stadtzürcher Waidspital, bezeichnet Hepatitis C deshalb als «stille Krankheit». «In 80 Prozent der Fälle schreitet die Virusvermehrung ungehindert fort; es entwickelt sich eine chronische Hepatitis C», sagt der Leberspezialist.

Erste Anzeichen – und die Therapie

Festgestellt wird eine Infektion eher zufällig – bei einer Untersuchung etwa, wenn ein Patient über Beschwerden im Oberbauch und zunehmende Müdigkeit klagt. Dann gibt eine Blutprobe Auskunft, ob das Virus sich im Körper eingenistet hat. Fällt der Befund positiv aus, folgen Leberbiopsie und Ultraschall-Untersuchung.

Die Hepatitis-C-Infektion wird heute mit einer Kombination eines pegylierten Interferons und Ribavirin behandelt. Das Interferon muss sich der Patient selbst ein Mal pro Woche spritzen, das andere Medikament, das Ribavirin, wird zweimal täglich in Tablettenform eingenommen. Die Behandlung dauert zwischen 6 Monaten und einem Jahr. Die Nebenwirkungen der Therapie sind allerdings gravierend: hohes Fieber und Gliederschmerzen beschreiben viele Patienten als Kehrseite der Therapie. Eine Impfung – wie sie bei Hepatitis A und B möglich ist – gibt es gegen die Hepatitis-C-Infektion (noch) nicht.

Viren werden über den Blutweg übertragen

Hepatitis C wird durch Blut-zu-Blut-Kontakt übertragen. Bis 1990 waren Blutkonserven ein grosser Risikofaktor. Inzwischen werden alle Blutprodukte getestet. In den letzten zehn Jahren stand die Virusübertragung durch infizierte Nadeln und Spritzen im Vordergrund.

In der Fachliteratur genannt, aber als eher geringes Risiko eingestuft werden unsachgemässe Tätowierungen, Piercing und Akupunktur. Ebenfalls gering ist das Risiko einer Hepatitis-Infektion bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

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