Erdöl und Erdgas werden zum grössten Teil als Treibstoffe verbrannt. Nur rund 5 Prozent werden zu Kunststoffen und Lösungsmitteln weiterverarbeitet. Diese sind in zahlreichen Alltagsprodukten enthalten: In Farben, Lacken und Putzmitteln, aber auch in Kosmetika wie Make-up, Rasierwasser und Seife.
Eine neue Studie im Fachmagazin Science zeigt nun, dass es diese 5 Prozent aber in sich haben. Studienautorin Jessica Gilman sagt: Sie «Diese 5 Prozent der Erdölprodukte sorgen für gleich viel flüchtige organische Verbindungen in der Luft wie die restlichen 95 Prozent, die verbrannt werden».
Leim, der verdampft
Das sei eigentlich nicht erstaunlich, schreibt Gilman weiter. Produkte wie Leim, Farbe aber auch Tinte seien Produkte, die trocknen müssen. Und trocknen heisst nichts anderes als warten, bis die die flüchtigen Organischen Verbindungen, («volatile organic compounds», kurz VOC) in die Luft verdampft sind. Bisher war aber nicht klar, dass die VOC aus solchen Quellen gleich viel ausmachen wie die VOC aus Autoabgasen und Öl- und Gasfeuerungen.
Der Hauptgrund dafür liegt in der Wirkung des Abgaskatalysators. «Die VOC-Emissionen des Verkehrs haben seit 1990 um fast den Faktor 10 abgenommen», sagt Urs Baltensperger, Leiter des Labors für Atmosphärenchemie am Paul Scherrer Institut. Das sei eine Erfolgsgeschichte und führe dazu, dass andere Quellen wie eben die VOC aus Haushaltsprodukten wichtiger werden.
Vieles ist noch unklar
Diese deutliche Abnahme der VOC aus dem Strassenverkehr ist der Grund, warum die VOC aus Alltagsprodukten mittlerweile dem Verkehr fast den Rang ablaufen.
Was man konkret aber weiter tun kann, weiss man noch nicht. Denn VOC zu ersetzen geht nicht überall so einfach. Farben und Lacke werden zwar mittlerweile grösstenteils auf Wasserbasis hergestellt, mit deutlich weniger Lösungsmitteln. Doch was die aktuelle Studie auch zeigt: Vieles ist noch unklar. «Um das Problem in den Griff zu bekommen sollte man zuerst einmal bessere Daten haben. Hier sind genau solche Studien sehr wertvoll», sagt ETH-Professor Urs Baltensperger.
Make-up und Rasierwasser
Darauf aufbauend könne man Massnahmen entwickeln, um diese Emissionen zu reduzieren. «Aber selbstverständlich ist das nicht so einfach. Wir können ja nicht einfach sagen, die Bevölkerung soll beispielsweise auf Kosmetika verzichten», so Baltensperger.
Dass Kosmetika bei der Luftreinhaltung tatsächlich zu beachten sind, mag erstaunen. Gemäss der neuen Untersuchung machen sie aber knapp 10 Prozent der VOC aus fossilen Quellen aus. Das ist fast so viel wie aus Autoabgasen.