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Tiere als Therapie Freund und Helfer Autismus-Begleithund

Mutter, Tochter und Hund sind ein echtes Gespann: Drei Leinen verbinden sie. Das gibt der Mutter mehr Sicherheit unterwegs, dem Hund eine Aufgabe – und der autistischen Tochter einen treuen Gefährten.

Auf den ersten Blick ist Giuliana ein normales achtjähriges Mädchen. Sie redet gern, sie spielt gern, sie trägt gern schöne Kleider. Erst auf den zweiten Blick fällt auf: Sie antwortet oft nicht auf Fragen, sie spricht Schriftdeutsch, obwohl die Familie Mundart spricht, sie lässt sich leicht ablenken.

Giuliana ist autistisch. Zwar nur leicht, aber trotzdem stark genug, dass ihre Mitschüler merken, dass sie anders ist. Sie hat weniger Kollegen als andere, sie bekommt in der Schule eine Heilpädagogin zur Seite gestellt und ihre Mutter muss sehr streng sein. Giuliana ist autistisch – aber eben nicht stark genug, dass sie all das nicht auch traurig machen würde.

Seit November 2012 steht Giuliana in solchen Momenten ein Fellbündel auf vier Pfoten zur Seite. Ihre neue Freundin, der es ganz egal ist, dass Giuliana manchmal anders ist, heisst Umea und ist eine Autismus-Begleithündin.

Umea hilft und tröstet

Für Giuliana ist klar: Sie muss auf die Hündin aufpassen, muss Verantwortung für sie übernehmen. Sie muss zum Beispiel im Strassenverkehr darauf achten, dass Umea nicht auf die Strasse läuft. Das gibt Selbstbewusstsein. Doch in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt.

Giuliana trägt einen Gurt und ist damit am Geschirr von Umea festgemacht. Bewegt sich Umea, bewegt sich auch Giuliana. Steht Umea still, bleibt auch Giuliana stehen. Weicht Umea einem Hindernis aus, tut dies auch Giuliana. Doch geführt und gelenkt werden beide von Giulianas Mutter.

Umea ist somit einerseits eine Unterstützung für das Elternteil, sein verlängerter Arm. Die Eltern müssen nicht nonstop die autistische Tochter im Auge behalten, müssen sie nicht dauernd am Arm halten. Sie können beim Einkaufen einpacken und zahlen, und wissen, dass Giuliana bei Umea bleibt.

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Ausbildung an der Blindenhundeschule

Andererseits ist Umea eine gute Freundin für Giuliana. Ist sie traurig und frustriert, tröstet Umea zuverlässiger als jeder Zweibeiner. «Giuliana ist fröhlicher und ausgeglichener, seit wir Umea haben», sagt ihre Mutter.

Umea ist einer der drei ersten Autismus-Begleithunde, die in der Schweiz ausgebildet worden sind. Die Blindenhundeschule in Allschwil schult seit 2012 neben Hunden für Sehbehinderte auch Autismus-Begleithunde. Diese Ausbildung dauert ein gutes halbes Jahr. Jedes Jahr werden so zweimal drei Hunde an neue Familien abgegeben.

Wer sich für einen Autismus-Begleithund interessiert, kann jeden ersten Samstag im Monat bei der Blindenhundeschule in Allschwil reinschauen, oder einen privaten Termin mit Hundeausbildner Peter Kaufmann vereinbaren.

Mehr zur Ausbildung von Autismusbegleithunden im untenstehenden Video.

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