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Hustensirup: Für Kinder unnütz bis schädlich
Aus Puls vom 18.10.2021.
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Tipps für Eltern Hustensaft nützt bei Kindern nichts – was Sie trotzdem tun können

Wenn Kinder husten, greifen Eltern oft zu Hustenmitteln. Diese können schädlich sein – doch es gibt Alternativen.

Husten ist einer der häufigsten Gründe, weswegen Eltern mit ihrem Kind eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch Kinderärztin Corinne Wyder aus Burgdorf beobachtet oft, dass sich Eltern eine sofortige Lösung wünschen: «Eltern wollen einfach etwas dagegen unternehmen.» Also fragen sie nach Hustensaft.

Doch Hustenmedikamente verschreibt Corinne Wyder keine mehr. «Hustenmittel sind eine Pseudolösung und wirken nicht. Der Husten geht nicht schneller weg und die Mittel lindern die Symptome nicht.» Auch verschiedene grosse Studien zeigen: Hustenmittel nützen bei Kindern nichts. Weder chemische noch pflanzliche Hustenmedikamente.

Pädiatrie Schweiz rät von Hustenmitteln ab

Corinne Wyder ist Mitautorin der neuen Empfehlungen von Pädiatrie Schweiz, die von Hustenmitteln für Kinder abrät. Dahinter steckt die Initiative «smarter medicine», die unnötige Behandlungen verhindern will.

Wieso hustet man eigentlich?

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Wenn Viren in die Atemwege gelangen, besiedeln sie zuerst die Schleimhaut der Luftröhre. Diese entzündet sich und zäher Schleim entsteht. Der Schleim blockiert die Flimmerhärchen, welche normalerweise die Bronchien regelmässig von Fremdkörpern befreien. Das Reinigungssystem der Atemwege ist quasi lahmgelegt. Deshalb bleibt immer mehr Schleim liegen.

Gleichzeitig irritieren die Viren auch die Hustenrezeptoren in der Schleimhaut. Die Reaktion: Husten. So versuchen sich die Bronchien zu befreien.

Nicht nur nutzlos, auch gefährlich

Auch wenn Hustenmittel rezeptfrei sind – harmlos sind sie keineswegs. Sie können sogar gefährlich sein, so Alexander Möller, Lungenarzt am Kinderspital Zürich: «Rezeptfreie Hustenmittel sind komplett unüberwacht. Es gibt keine Studien oder systematische Tests.»

Immer wieder müssen Kinder im Notfall behandelt werden, weil sie unbeaufsichtigt zu viel Hustenmittel getrunken haben. «Bei zu hoher Dosis funktioniert die Atmung nicht mehr. Die Kinder haben Krämpfe oder sogar Halluzinationen», weiss Alexander Möller.

Wann man zum Arzt sollte

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Kommen zum Husten noch zusätzliche Symptome wie Atemnot, pfeifende Atemgeräusche, Gewichtsverlust oder Blut im Auswurf hinzu, ist ein Arztbesuch nötig.

In der Regel dauert der Husten drei Wochen. Sollte er nach acht Wochen noch nicht vorbei sein, gilt der Husten als chronisch. Dann ist es ebenfalls nötig, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Experten-Tipps gegen Husten

Doch was tun, wenn das Kind Husten hat? Hier die Tipps von Dr. Stephan Wieser, Pneumologe und Vorstandsmitglied vom Verein Lunge Zürich:

  • Die Hustenrezeptoren mit Honig umhüllen

Ein Löffel Honig im Tee oder in der warmen Milch wirkt beruhigend auf die Bronchien. Der lindernde Effekt ist sogar in wissenschaftlichen Studien belegt: Honig umhüllt die vom Virus gereizten Hustenrezeptoren im Rachen und lindert so kurzzeitig den Hustenreiz.

Aber Achtung: Honig darf erst nach dem ersten Lebensjahr eingenommen werden.

Topf
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  • Viel trinken – am besten Salbeitee

Bei hartnäckigem Husten ist es besonders wichtig, genug zu trinken. Wenn man dem Körper viel Flüssigkeit zuführt, trocknen die Schleimhäute durch den Infekt nicht aus. Ausserdem sind sie weniger gereizt. Flüssigkeit hilft auch, zähes Sekret zu verflüssigen, damit es leichter abgehustet werden kann. Besonders hilfreich ist Salbeitee. Er wirkt adstringierend, erhöht also den Speichelfluss. Das führt dazu, dass die Schleimhaut mehr befeuchtet wird.

Aber wie viel ist genug? «Bei der Trinkmenge darf man dem Bauchgefühl des Kindes vertrauen», so Dr. Wieser. Für Eltern heisst das: Immer wieder Tee oder Wasser anbieten und nicht zum Trinken zwingen.

Tasse Tee
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  • Auf eine gute Luftbefeuchtung achten

Trockene Luft ist nicht gut für die ohnehin schon gereizten Schleimhäute. Gerade während der Heizperiode ist deshalb ein Luftbefeuchter förderlich. Wer keinen hat, legt einfach ein feuchtes Tuch über die Heizkörper. Inhalieren von Kochsalzlösung oder ätherischem Öl ist nicht grundsätzlich ratsam. Manche Menschen reagieren darauf mit Allergien – und besonders bei Kindern ist hier Vorsicht geboten.

Luftbefeuchter
Legende: Colourbox
  • Geduld walten lassen

Es klingt sehr simpel, geht aber in der akuten Situation oft vergessen: Wenn Kinder husten, braucht es vor allem eins: Geduld. Weder mit Mitteln aus der Apotheke noch mit natürlichen Mitteln: Der Husten lässt sich nie ganz unterdrücken. Man muss ihn aushalten, bis er vorbei ist. Ein normaler Erkältungshusten kann zwei, drei Wochen andauern. Was bei Kindern sicher hilft, ist Zuneigung während der Hustenzeit.

Puls, 18.10.2021, 21:05 Uhr

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20 Kommentare

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  • Kommentar von Marian Thieme  (mathie)
    Ich meine daran sieht man, dass man aufgeklärt und kritisch durchs Leben gehen muss. Die Pharmaindustrie und letztlich die Ärzte die sowas verschreiben können das halt machen, aber in diesem Fall rät sogar SRF davon ab.
    D.h. hier wird Freiheit und Selbstverantwortung appelliert. Freiheit für die Wirtschaft, dass sie "jeden Blödsinn" verticken können. Aber auf der anderen Seite Freiheit des Einzelnen dass er "nicht jeden Blödsinn" mit machen muss.
  • Kommentar von Jacqueline Bisaz  (Grosi Jaquie)
    Als Kinder haben wir doch immer Hustensaft bekommen und oh Wunder, ich lebe noch. Wieder ein 1002ter Experte oder Expertin, die sich äussern müssen. Man sollte solches gar nicht mehr lesen
  • Kommentar von Christian Frei  (Chrigi56)
    Salbei mit etwas Thymian ist nicht erst seit 2020 mein Mittel. Als Gärtner esse ich oft Blätter und Blättchen ab Strauch, selbstverständlich trinke ich auch, gerade im Herbst, viel Tee. Salbei wächst üppig, auch im (nicht zu feuchten) Balkontopf und ist gegen Husten und allgemeineLuftröhrenprobleme wahrlich ein Wundermittel. Aber eben -- das wusste man schon immer... -- retten wir es über die Barrieren der Zeit!
    1. Antwort von Marian Thieme  (mathie)
      Als Wildkräutersammler und Spaziergänger nehme ich (wenn möglich) täglich wilde Kräuter direkt von Mutter Natur ein. Vom Strauch, Baum oder Boden direkt in den Mund. Z.b. Löwenzahn (natürlich nur junge Blätter): Flavonoide, Bitterstoffe, reich an Kalium, Inulin und Vitamin C. Weiss nicht ob es für den Gesamttagesdedarf an Vitalstoffen reicht... aber immerhin ein Anfang