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Viagra – potentes Kind von Doktor Zufall

Eine blaue Pille hat unzähligen Männern wieder ein normales, erfülltes Sexualleben beschert. Vorgesehen war das so nicht.

Die kleine blaue Pille hat manches Leben verändert: Hatten Männer mit Potenzstörungen früher nur die Qual der Wahl zwischen mehr oder minder unangenehmen und/oder zweifelhaften Methoden zur Sicherstellung des Beischlafs, genügt seit 1998 der Griff zum rezeptpflichtigen Megaseller der Firma Pfizer. Nach 30 bis 60 Minuten stellt sich eine stundenlange Erektion ein – Viagra macht bei einem hohen Prozentsatz der Anwender zuverlässig möglich, was unzählige Pülverchen davor zwar vollmundig versprochen, aber selten wirklich gehalten haben.

Das Medikament ist in den vergangenen 15 Jahren zum Synonym schlechthin für Potenzmittel geworden und hat nebenbei dazu geführt, dass das Internet täglich mit Millionen von Werbemails für «rezeptfreies» und «garantiert wirksames» «Original-Viagra» aus bestenfalls zweifelhafter Quelle zugemüllt wird. Nicht der erste unerwartete Effekt in der Geschichte der blauen Pille.

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10 Jahre Viagra: das blaue Wunder und seine Folgen
aus Wissenschaftsmagazin vom 29.03.2008.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 8 Sekunden.

Wie bei manch anderer medizinischen Entdeckung hatte nämlich auch hier Doktor Zufall seine Hände mit im Spiel. Die Entdeckung des Pennicillins verdanken wir einer vergessenen Bakterienkultur; auf die nach ihm benannten Strahlen stiess Wilhelm Conrad Röntgen beim Experimentieren mit einer Kathodenstrahlröhre – und Viagra war erst mal ein kolossaler Fehlschlag. Die 1989 mit der Bezeichung «UK-92480» versehene Substanz Sildenafil ging als Herzmedikament in die Erprobung und liess seine Väter kläglich hängen. Der Wirkstoff war schon so gut wie abgeschrieben, als sich die Forscher einer bemerkenswerten Nebenwirkung besannen, wegen der diverse Probanden ihre restlichen Pillen nicht mehr zurückgeben mochten. Der Rest ist Geschichte.

Kein Spassmittelchen

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Viagra ist rezeptpflichtig. Überdosierungen können die Sehkraft beeinträchtigen, und Menschen mit Herzproblemen müssen ausdrücklich vorsichtig sein, sich mit dem Potenzmittel nicht zu viel zuzumuten.

Viagra respektive Sildenafil hat seither nicht nur seinen Vätern einen Nobelpreis eingetragen,sondern sich auch in gänzlich asexuellen Bereichen als nützlich erwiesen – zum Beispiel bei höhenkranken Bergsteigern oder Patienten mit Lungenhochdruck. Und es hat Jahr für Jahr Millionen in die Pfizer-Kassen gespült. Nun neigt sich der Patentschutz in Europa dem Ende zu, und die Generikahersteller stehen weltweit Gewehr bei Fuss, um den lukrativen Markt mit günstigeren Nachahmerpräparaten zu überschwemmen.

Erektionen dürften demnächst erschwinglicher werden.

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