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Volkskrankheit Verstopfung Was tun, wenn der Darm streikt?

Wer hat nicht schon mal darunter gelitten – es tut sich gar nichts, wenn’s ums grosse Geschäft geht. Einige leiden nur in den Ferien, aber jeder oder jede Fünfte ist immer wieder und immer häufiger verstopft. Was hilft?

Für einen normalen Stuhlgang sind drei Kriterien wesentlich: Die Häufigkeit des Stuhlgangs, die Konsistenz, und dass man bei der Entleerung nicht zu sehr pressen muss.

Der Gang zur Toilette: Wie oft ist normal?

«Jeden Tag zweimal oder alle zwei Tage einmal ist völlig normal», sagt Radu Tutuian, Professor für Gastroenterologie und Chefarzt am Bürgerspital Solothurn. Verstopfung ist oft subjektiv, weiss der Magen-Darm-Spezialist. Wer nicht jeden Tag kann, hat schnell mal das Gefühl, verstopft zu sein.

Eine gut geformte Wurst

Von der Konsistenz her ist eine gut geformte Wurst wünschenswert. «Wie ein Wienerli, das kann auch fluffiger oder etwas härter sein», beschreibt der Experte. «Geissenpölleli sind ein Indiz für eine Verstopfung.»

Kein Kraftakt

Man sollte ohne grosses Pressen den Darm entleeren können. Das grosse Geschäft sollte kein Kraftakt sein. Frauen neigen etwas häufiger zur Verstopfung, das ist zyklusbedingt und kann sich mit den Wechseljahren noch verstärken. Ältere Menschen sind häufiger verstopft als jüngere. Auch in den Ferien ist man oft verstopft, weil die tägliche Routine durcheinandergerät.

Unangenehm ist es trotzdem, wenn sich im Darm nichts tut. Verstopfung ist fast schon eine Volkskrankheit, bestätigt der Experte. Schätzungen zufolge leiden 20 Prozent der Bevölkerung darunter. Für Tutuian sind es drei wesentliche Faktoren, warum wir immer mehr zu Verstopfung neigen:

  • Wir trinken zu wenig.
  • Wir bewegen uns zu wenig.
  • Wir essen zu wenig Nahrungsfasern, sprich: Ballaststoffe.

Genug trinken

Die empfohlene tägliche Trinkmenge für Erwachsene beträgt zwei Liter. «Deshalb folgern Leute oft fälschlicherweise, sie müssten zwei Liter Wasser trinken.» Klar, wer ohne Probleme zwei Liter schafft, ist auf der sicheren Seite.

Für diejenigen, die eher wenig trinken, gibt es aber eine gute Nachricht: «Zu den zwei Litern zählt alles, was man an Flüssigkeiten zu sich nimmt. Also auch der Kaffee am Morgen oder Früchte.» Kein Wunder leiden die Leute im Sommer weniger unter Verstopfung, weil sie mehr Früchte essen.

Bewegt sich der Mensch, bewegt sich der Darm

Die Arbeit im Homeoffice macht faul und träge. Das geht auch Zulasten unserer Verdauung. «Bewegung bringt auch den Darm in Gang», sagt der Experte. Ein Spaziergang über Mittag kann gegen Verstopfung helfen.

Auf die Ernährung kommt es an

Wer zu Verstopfung neigt, sollte darauf achten, dass genug Nahrungsfasern, also Ballaststoffe auf dem Teller landen.  Zum Beispiel Vollkornprodukte, Leinsamen, Schwarzwurzeln und Beeren.

Nachhelfen kann man auch mit natürlichen Mitteln wie gedörrten Zwetschgen und Feigen, Feigensaft oder Sauerkrautsaft. Auch die gedörrten Zwetschgen gibt es als Saft. «In einer ersten Phase können Hausmittel gut helfen», weiss der Experte.

Wenn natürliche Mittel nicht mehr reichen

Ist die Verstopfung hartnäckiger, können milde Abführmittel aus der Apotheke oder der Drogerie Schwung in den Darm bringen. Nützen diese kaum oder gar nicht, ist ein Gang zum Hausarzt angezeigt.

Wenn man sich durch die Verstopfung eingeschränkt fühlt, können ärztlicher Rat oder das Aufsuchen einer Ernährungsberaterin helfen. «Auch wer länger als drei Monate unter Verstopfung leidet oder nach dem Stuhlgang das Gefühl einer nicht kompletten Entleerung hat, tut gut daran, einen Termin beim Arzt zu vereinbaren.»

Ratgeber, 27.03.2023, 11:10 Uhr

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