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Wachsame Spitäler Covid-19: Intensivstationen rüsten sich für steigende Zahlen

Im Frühjahr fürchtete man eine Flut von Corona-Patienten. Auf den Herbst hin wächst die Sorge wieder.

Mitte März 2020: Schreckliche Bilder aus überfüllten Intensivstationen in Norditalien rüttelten auch in der Schweiz die Spitalverantwortlichen auf.

Am Universitätsspital Zürich funktionierten der Intensivmediziner Peter Steiger und sein Team vorsorglich eine ganze Intensivstation in eine abgeschirmte Covid-Station um und kämpften dort um das Leben der ersten schwerkranken Patienten. Damals war man auf norditalienische Verhältnisse gefasst.

So weit ist es dann doch nicht gekommen. Die Intensivstation hier war nie überfüllt.

Heute, ein halbes Jahr später, ist die Station längst wieder voll mit anderen Patienten. In Isolierzimmern wurden letzte Woche fünf Covid-Patientinnen und Patienten behandelt. Und zwei Zimmer werden wenn möglich jeweils für neue Covid-Patienten freigehalten.

Trotz steigender Fallzahlen ist ein Ansturm bisher ausgeblieben. Warum, ist auch für Intensivmediziner Steiger nicht restlos klar: «Ich habe befürchtet, dass es in den Sommerferien schneller anzieht und bin sehr angenehm überrascht, dass es nicht so war.»

Waren also das Aufrüsten der Intensivstation und sein Alarmismus vor einem halben Jahr übertrieben? Nein, findet Peter Steiger: «Dazu stehe ich immer noch. Und ich glaube, dass die Massnahmen des Bundesrates richtig waren. Nicht nur wegen dem Lockdown selbst, sondern auch weil sich so alle an die Schutzmassnahmen halten mussten. Das hat die Welle schon gebremst.»

Bemerkenswerterweise hat sich auch hier auf der Intensivstation bisher niemand angesteckt. Und bei der Behandlung der Covid-Patienten ist die anfängliche Nervosität gewichen. Probleme an anderen Organen als der Lunge überraschen niemanden mehr.

Gewisse experimentelle Medikamente können zwar helfen, sind aber bisher kaum matchentscheidend. Die Intensivmediziner haben gelernt, dass sie geduldig sein müssen mit den Covid-Patienten, die bis zu 120 Tage hier liegen. Kurz: Der Krankheitsverlauf ist viel besser bekannt als noch zu Beginn der Pandemie.

«Am Anfang war es eine Lungenerkrankung in China. Dann wurde es zu einem Todesmonster, das von Italien her auf uns zurollt», blickt Peter Steiger zurück. «Aus dem Todesmonster ist mittlerweile eine Krankheit geworden, von der wir wissen, dass sie alle Organe angreift, wie sie verläuft und wo man etwas machen kann.»

Covid hat also etwas von seinem Schrecken verloren. Doch übers Wochenende sind drei neue Patienten auf die Intensivstation gekommen. Peter Steiger überlegt nun, eine Station wieder nur für Covid-Patienten zu reservieren. Keine guten Aussichten.

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Puls, 14.09.2020, 21:05 Uhr

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