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Drei Äpfel im Waschbecken unter dem Wasserstrahl.
Legende: Gut waschen dient vor allem der Psyche. Colourbox

Was sich alles auf Obst und Gemüse tummelt

Vor dem Essen waschen: Das gilt nicht nur für die Hände, sondern auch fürs Obst und Gemüse – das lernt bereits jedes Kind. Zuhause lässt sich die Regel noch leicht befolgen, unterwegs wird's schon schwieriger mit frisch gewaschenem Obst und Gemüse.

Wie stark sich die Meinung zum Waschen von Obst und Gemüse unterscheidet, zeigt eine kleine «Puls»-Umfrage unter Menschen verschiedenen Alters: Ihre Antworten reichten von «mache ich regelmässig» bis zu «Niemals!» Einige fanden auch, «ein bisschen Dreck schadet nicht». Wer hat Recht – wie riskant ist ungewaschenes Obst oder Gemüse also wirklich?

Am meisten gefürchtet sind wohl Pestizide, die im herkömmlichen Anbau gegen Insekten, Schnecken, Unkräuter oder Schimmel gespritzt werden. Über 400 Pestizide sind in der Schweiz zugelassen. Lebensmittelkontrollen durch die Kantonslabors weisen regelmässig auf rund 75 Prozent der Früchte und Gemüse Rückstände nach. Abwaschen unter fliessendem Wasser ist nur bei wasserlöslichen Pestiziden eine Option. Meist werden die Pflanzen lange vor der Ernte gespritzt, so dass die Witterung bis zur Ernte den Grossteil der Chemikalien sowieso bereits entfernt hat. Zudem werden viele Produkte nach der Ernte noch einmal gewaschen.

Gut kontrollierte Produkte

Wasserfeste Pestizide jedoch bleiben zurück. Manche Pestizidrückstände, vor allem solche, die sehr früh im Reifungsprozess oder schon aufs Saatgut eingesetzt werden, stecken darüber hinaus im Inneren der Frucht. Dass die Rückstände bei einer normalen Verzehrmenge eine kritische, potenziell gesundheitsschädigende Grenze nicht überschreiten, wird ständig von den Kantonslabors überprüft. Produkte aus der Schweiz oder der EU sind damit gut kontrolliert. Sie könnten bedenkenlos auch ohne Waschen gegessen werden – wenn es nur um die Pestizide ginge. Nur in ein bis zwei Prozent der Fälle gibt es Beanstandungen. Wer ganz auf der sicheren Seite sein will kauft Bio – und verlässt sich darauf, dass die dort eingesetzten Pestizide tatsächlich weniger giftig sind.

Anders sieht es mit Obst und Gemüse aus, die von ausserhalb der EU kommen: Sie liegen in bis zu 20 Prozent der Fälle deutlich über den Grenzwerten, teilweise mit bedenklichen Konzentrationen.

Gegen Bakterien hilft vor allem Erhitzen

Neben den Pestiziden finden sich immer auf der Oberfläche von Obst und Gemüse auch Bakterien. Diese sind in aller Regel harmlos – selbst wer nicht wäscht, spürt keine gesundheitlichen Konsequenzen. Nur in seltenen Fällen, wenn durch einen Verarbeitungsschritt krankheitserregende Bakterien oder Viren auf die Oberfläche gelangt sind und sich vermehrt haben, sind Frischkost-Wäscher klar im Vorteil – je gründlicher der Waschgang, umso geringer ist die Anzahl der Krankheitserreger und umso höher die Chance, ohne Durchfall oder Erkältung heil davonzukommen.

Auch Parasiten sind ein Thema: Besonderes Augenmerk gilt dem Fuchsbandwurm. Er ist in der Schweiz unter Füchsen weit verbreitet, und kann auf alles gelangen, was auf freiem Feld in Bodenhöhe wächst. Gründliches Waschen entfernt zwar die Eier des Parasiten, doch das ist bei Beeren sehr schwierig. Sicheres Abtöten gelingt nur durch Kochen oder Einfrieren auf minus 80 Grad. Glücklicherweise ist das Erkrankungsrisiko beim Menschen mit nur 10 bis 20 Fällen in der Schweiz pro Jahr sehr tief.

Putzen fürs Auge

Sand, Steine, Erde, Schnecken, Raupen, Käfer oder Würmer sind bei Weitem der häufigste Fund auf ungewaschenem Gemüse. Und laut den Kantonschemikern auch der triftigste Grund, warum es sich lohnt, Gemüse und Obst zu waschen – nicht, weil davon ein gesundheitliches Risiko ausginge, sondern weil ein Salat einfach besser schmeckt, wenn es beim Kauen nicht knirscht.

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