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Chronisches Sodbrennen - Nicht immer ist saures Aufstossen harmlos
Aus Puls vom 20.12.2010.
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Was tun gegen das saure Aufstossen?

In den westlichen Industrienationen leidet bis zu jeder Dritte mindestens einmal wöchentlich an Sodbrennen. Oft wird der Reflux von den Betroffenen nicht ernst genommen. Bleibt jedoch eine angemessene Therapie aus, kann dies ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen.

Reflux resp. Sodbrennen tritt auf, wenn der saure Magensaft in die Speiseröhre zurückfliesst. Normalerweise verhindert ein kräftiger Schliessmuskel am unteren Ende der Speiseröhre diesen Rückfluss. Dennoch kann es bei gesunden Menschen gelegentlich zu Reflux kommen. Ist der Schliessmuskel jedoch geschwächt, dann fliesst die Magensäure häufiger in die Speiseröhre zurück. Passiert das täglich, dann spricht man von einem chronischen Reflux.

Symptome

Typische Symptome von Sodbrennen sind brennender Schmerz im Oberbauch oder hinter dem Brustbein. Auch chronischer, typischerweise nächtlich auftretender Husten, Heiserkeit, asthmatische Beschwerden und Zahnschmelzerosion (angegriffener Zahnschmelz) können als Folgen von starkem Reflux auftreten.

Üppige und fettige Mahlzeiten, Alkohol, Nikotin, Stress und Übergewicht fördern die Beschwerden. Während der Schwangerschaft ist Reflux eine häufige Begleiterscheinung.

Folgen von anhaltendem Reflux

Bei häufig wiederkehrendem und langanhaltendem Sodbrennen kann sich die Speiseröhre entzünden (Ösophagitis). Wenn durch das saure Aufstossen die Speiseröhre angegriffen wird, dann spricht man von einer erosiven Refluxerkrankung. Bei einem Teil der Betroffenen mit regelmässigem Reflux kommt es zu einer Veränderung der Schleimhaut in der Speiseröhre. Es entsteht eine sogenannte Barrettschleimhaut. In seltenen Fällen entwickelt sich in der Barrettschleimhaut ein Speiseröhrenkrebs.

Therapie

Gelegentliches saures Aufstossen kann mit rezeptfreien Medikamenten behandelt werden, welche die Magensäure neutralisieren. Solche säurebindenden Medikamente (wie «Rennie» oder «Alucol») können jedoch den Nachteil mit sich bringen, dass der Magen den Eingriff wieder «korrigiert», indem er die Säureproduktion erst recht ankurbelt. Hilft ein säurebindendes Medikament, ist gegen dessen Anwendung bei vorübergehendem Sodbrennen aber nichts einzuwenden.

  • Protonenpumpen-Hemmer (PPI): Wesentlich wirksamer gegen Reflux sind die sogenannten Protonnenpumpen-Hemmer (PPI). Diese Medikamente verhindern, dass der Magen Säure bildet. Bei erosivem Reflux sind die Protonenpumpenhemmer die Therapie erster Wahl. Während vier bis acht Wochen müssen die Medikamente täglich eingenommen werden. Anschliessend kann versucht werden, auf eine bedarfsadaptierte «On demand»-Therapie zu wechseln. D.h. die Medikamente werden nur noch bei Auftreten der Symptome eingenommen.
  • Bei 80 Prozent der Patienten mit erosivem Reflux treten jedoch innerhalb eines Jahres nach Absetzen der PPI die Beschwerden wieder auf. Deshalb ist in diesen Fällen oft eine Dauertherapie mit Protonenpumpen-Hemmern notwendig.
  • Operation: Zu einer operativen Straffung des geschwächten Schliessmuskels raten FachexpertInnen hauptsächlich dann, wenn die Patientinnen und Patienten die Medikamente nicht dauernd einnehmen können oder wollen. Denn die Operation ist keine Garantie für Beschwerdefreiheit. 10 bis 30 Prozent der Operierten leiden nach dem Eingriff an chronischen Störungen wie z.B. Schwierigkeiten beim Schlucken, Durchfall, fehlende Wirkung auf Refluxbeschwerden oder Wiederauftreten der Beschwerden. Ausserdem zeigen Studien, dass 30 bis 50 Prozent der Operierten später wieder regelmässig Medikamente gegen die Säurebildung nehmen müssen.
  • Nicht medikamentöse Therapie: Die nicht medikamentösen Therapieansätze zielen darauf, mit einer Änderung der Lebensgewohnheiten die Häufigkeit und Schwere von Refluxsymptomen zu reduzieren. Dabei geht es z.B. um Gewichtsreduktion bei adipösen Patienten. Auch das Vermeiden von Mahlzeiten kurz vor dem Schlafengehen, eine Oberkörperhochlagerung im Bett und eine individuelle Vermeidung von refluxauslösenden Speisen und Getränken wie Kaffee, Alkohol, Schokolade und fettigen Speisen kann Sodbrennen verringern. Wissenschaftlich konnte die Wirksamkeit dieser Massnahmen bisher nicht nachgewiesen werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Verhaltensänderungen wirkungslos sind.

Wann zum Hausarzt?

Bei Refluxsymptomen (Sodbrennen oder saures Aufstossen) und einem der folgenden Alarmzeichen:

  • Schwierigkeiten beim Schlucken, ungewollte Gewichtsabnahme, blutiges Erbrechen, schwarzer Stuhl, allgemeines Krankheitsgefühl
  • Tägliche Refluxbeschwerden über längere Zeit
  • Nächtlichen Refluxsymptomen, die einen im Schlaf stören
  • Wenn rezeptfreie Medikamente trotz regelmässiger Einnahme ungenügende oder keine Wirkung zeigen

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«Haben Protonenpumpenhemmer keine Nebenwirkungen?»
Aus Puls vom 21.12.2010.
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