«Damit der Samen rausschiesst», erklärt Dr. Karoline Bischof, «braucht der Mann den Reflex, dass sich Gefässe und Muskulatur zusammenziehen – also den Orgasmus.» Der Höhepunkt des Mannes ist also biologisch gesehen zwingend. Klingt einfach für den Mann.
Zu Sexualberatin Bischof gehen zum Beispiel Frauen, die erfahren wollen, wie sie beim Geschlechtsverkehr einen Orgasmus haben können. Viele Frauen haben keine Lust auf Sex, weil sie keinen oder wenig Orgasmen haben. Männer hingegen gehen häufig zu Karoline Bischof, wenn sie zu früh kommen oder Erektionsprobleme haben.
Frauen haben es tatsächlich etwas schwieriger mit dem Orgasmus als Männer. Denn sie benötigen diesen Höhepunkt biologisch gesehen nicht: «Die Wissenschaft konnte bisher nicht nachweisen, dass Frauen dank einem Orgasmus leichter schwanger werden.»
Also bleibt der Frau nur etwas übrig: Üben, investieren, Zeit geben! Die Sexualtherapeutin vergleicht den Geschlechtsverkehr gerne mit einem Duett am Klavier: «Es gibt Paare, die spielen auf drei Tönen, und es gibt Paare, die benützen die ganze Klaviatur. Und sowieso übt man besser zuerst alleine, bevor man zu zweit zu trainieren beginnt.»
«Es geht darum, den Körper zu spüren, die Geschlechtsteile zu spüren. Dazu braucht es Berührung und Übung. Viele Frauen erleben den Orgasmus nicht, wenn der Mann in sie eindringt. Diese Frauen kennen ihren Innenraum vielleicht zu wenig», beschreibt Karoline Bischof.
Ausserdem ist es für einen Orgasmus wichtig, dass Mann und Frau sehr stark erregt sind. Auch dies kann man medizinisch erklären. Bei der Erregung steigt die Durchblutung des Körpers und der Geschlechtsteile und beim Orgasmus entlädt sich diese und das Blut fliesst wieder ab. Einfach gesagt: Je mehr Blut sich angesammelt hat, je mehr man erregt ist, desto intensiver kann die Entladung, der Orgasmus sein.
Obwohl der gesunde Mann eigentlich sehr einfach zu seinem Orgasmus kommt, weil dieser für die Fortpflanzung nötig ist, muss auch er in den Geschlechtsverkehr investieren. «Der Mann hat das Glück, dass der Orgasmus in der Pubertät wie von alleine passiert. Danach nimmt mit dem Testosteronspiegel jedoch auch die Fähigkeit ab, einfach einen Orgasmus zu erleben. Hat er in seinem Leben nicht geübt, wird er unglücklich mit dem Sex.»
Karoline Bischof zieht ein Fazit: «Jeder körperlich intakte Mensch kann lernen, einen Orgasmus zu haben. Und er kann auch lernen, diesen wirklich zu geniessen. Aber nur, wenn er oder sie bereit ist, zu üben!»