Ganz ehrlich: Haben Sie schon einmal Ihrem Auto ins «Gesicht» geblickt, und danach sich selbst im Spiegel betrachtet? Das sollten Sie vielleicht nachholen. Denn Psychologen der Uni Wien zufolge sehen sich Autos und Besitzer ähnlich.
Gemeint ist die Frontansicht des Autos, also Scheinwerfer und Kühlergrill. Und wer zu den Privilegierten zählt, deren fahrbarer Untersatz eine Kühlerfigur oder Stern auf der Haube hat, darf diese mit seiner Nase vergleichen.
Vermenschlichte Gegenstände
Für ihre Studie haben die Forscher Fotos von Autos und ihren Besitzern gesammelt und diese 160 Personen vorgelegt. Alle Fotos waren schwarzweiss, damit die Zuteilung nicht durch rein zufällige farbliche Übereinstimmungen (zum Beispiel: rotes Hemd zu rotem Ferrari) beeinflusst wurde.
Die Versuchspersonen mussten dann raten, welches Auto wohl zu welcher Person gehört. Die Trefferquote war erstaunlich hoch.
Die Erklärung der Forscher: Die Testpersonen gingen intuitiv davon aus, dass Menschen sich Dinge oder Menschen in ihrer Umgebung aussuchen, die ihnen gleichen. Dieses Phänomen nennt sich Anthropomorphismus. Der Mensch vermenschlicht Tiere, Natur oder anderes und stellt so Ähnlichkeiten her. Plötzlich haben Wolken ein Gesicht – und der arme kleine Fiat schaut traurig aus der Wäsche, weil er zwei Tage in der Garage stehen musste.
Warum der Mensch so erpicht auf Ähnlichkeit ist, führen die Psychologen auf das Bedürfnis nach Vertrautheit und Sicherheit zurück. Das kommt auch bei der Partnerwahl zum Tragen: Menschen tendieren dazu, Partner auszuwählen, die ähnliche Züge aufweisen wie sie selber.
Kindlich oder aggressiv?
Auch die Form der Autos scheinen den Wiener Forschern zufolge Rückschlüsse auf deren Fahrer zuzulassen. Eher hohe, schmale Autos weisen demzufolge auf kindliche und vertrauenserweckende Charaktere hin. Autos, die sehr breit und bullig sind, dagegen eher auf aggressive Typen.
Sogar Familienautos lassen Interpretationen zu: Denn weil sich Paare hinsichtlich ihrer Gesichtszüge oft ähneln, liegt es nur nahe, dass sie sich gemeinsam für das gleiche Auto entscheiden.
Allerdings: Manch einer, der zu einem teuren deutschen Sportwagen passen würde, sitzt in einem güstigen kleinen Koreaner. Es spielt eben nicht nur das Gesicht eine Rolle, sondern auch der Geldbeutel. Und was, wenn jemand gar kein Auto besitzt? Darauf bleiben die Wiener Forscher die Antwort schuldig.