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Woher hat der Kaiserschnitt seinen Namen?

Fast jedes dritte Kind kommt in der Schweiz per Kaiserschnitt zur Welt. Der Name basiert auf einem Gerücht.

Julius Caesar soll der Legende nach per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sein. Dieses Gerücht ist weder beleg- noch widerlegbar, aber stark anzweifelbar. Caesar heisse deshalb Caesar, weil sein Name von caedere abgeleitet sei – lateinisch für herausschneiden, so erklärt zumindest Plinius über ein Jahrhundert später die Namensgebung. An dieser Theorie bestehen aber berechtigte Zweifel. Denn wäre Caesar so geboren worden, hätte seine Mutter im Jahre 100 vor Christus eine solche Operation mit Sicherheit nicht überlebt. Weil aber bekannt ist, dass Aurelia nach Caesars Geburt gesund und munter weiterlebte, lässt sich die Geschichte vom Kaiserschnitt getrost als Gerücht abhaken. Schnittgeburten an sich waren allerdings schon damals bekannt. Bereits 600 vor Christus war im römischen Reich definiert, dass Babys aus ihren Müttern geschnitten werden sollen, wenn die Frauen im Sterben liegen oder bereits gestorben sind.

Der kaiserliche Schnitt

Auch wenn der Namensgeber kein wirklicher Namensgeber ist, ist der Begriff dennoch geblieben. Bis heute heisst der Eingriff medizinisch «Sectio caesarea» – also kaiserlicher Schnitt. Aus dem lateinischen «Caesar» leitet sich «Kaiser» ab – die deutsche Bezeichnung «Kaiserschnitt» ist geboren.

Der erste erfolgreiche Kaiserschnitt bei einer lebendigen Frau soll im 15. Jahrhundert im Thurgau stattgefunden haben. Weil die Frau sich ungebührend lange im Wochenbett quälen musste, packte der Ehemann, ein Schweinekastrator, kurzerhand mit an und Schnitt das Kind aus dem Mutterleib. Dann vernähte er Gebärmutter und Bauchdecke wieder und Frau und Kind überlebten.

Von der Lebensgefahr zur Lebensrettung

Starben Ende des 19. Jahrhunderts nach einem Kaiserschnitt noch vier von fünf Frauen, liegt die Sterblichkeit in westlichen Ländern heute im niedrigen Promillebereich. Bis heute ist die Methode immer weiterentwickelt worden. Der Schnitt wird bei den Frauen mittlerweile meist unauffällig an der Schamhaargrenze gesetzt. Das Muskelgewebe wird in der Regel nicht mehr durchschnitten, sondern Bauchdecke und Gebärmutter werden durch Reissen soweit gedehnt, dass das Kind hindurchpasst. Die Wunde heilt so schneller und die Frauen können das Krankenhaus schneller wieder verlassen. Eine Vollnarkose ist in vielen Fällen nicht erforderlich, vielfach reicht eine PDA oder Spinalanästhesie aus. Nichts desto trotz: Ein Kaiserschnitt bleibt weiterhin eine grössere Operation, deren Für und Wider sich werdende Eltern – sofern keine medizinische Indikation dafür vorliegt – im Vorfeld genau überlegen sollten.

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