«Zahnstein ist kurz gesagt verkalkter Bakterienbelag auf unseren Zähnen», sagt der Zahnarzt Reto Spycher. «Selbst Kinder können Zahnstein haben.» Schon bei Neandertalergebissen, die 40'000 bis 100'000 Jahre alt sind, fand sich Zahnstein.
Zahnstein aus der Urzeit
Forschende erhoffen sich durch die Untersuchung dieses mikrobiellen Zahnbelags Einblicke in die Ernährung und die Gesundheit unserer Urvorfahren zu erhalten. Und mehr: Denn Zahnstein enthält ausgestorbene Bakterienarten. Sie könnten als Quelle für neue Arzneimittel, allen voran Antibiotika, dienen.
Zahnstein von Leprakranken aus dem Mittelalter lieferte interessante Erkenntnisse über Leprabehandlungen zu jener Zeit. Forschenden des EU-Förderprogramms «Horizon 2020» fanden bei einigen Personen, welche auf Leprafriedhöfen beerdigt wurden, Spuren von Ingwer und Quecksilber im Zahnstein. Leprakranke wurden demnach wohl nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, sondern mit Ingwer und Quecksilber behandelt.
Auch ich habe Zahnstein, obwohl ich hinsichtlich Zahnreinigung alles richtig mache.
Während der Zahnstein von damals wissenschaftlich spannend bleibt, ist Zahnstein heute unerwünscht. Der Zahnarzt Reto Spycher gibt ohne Umschweife zu: «Auch ich habe Zahnstein, obwohl ich hinsichtlich Zahnreinigung alles richtig mache.» Es sei nicht die Zahnhygiene allein, die zu Zahnstein führe. «Auch die Zusammensetzung des Speichels und besonders das Schlafen mit offenem Mund tragen zur Verkalkung des Biofilms auf unseren Zähnen bei», so der Zahnarzt.
Mit einer konsequenten Mundhygiene kann man dem Zahnstein zwar nicht Einhalt gebieten, es aber den Ablagerungen auf unseren Zähnen doch etwas schwerer machen. Spycher empfiehlt dreimal täglich die Zähne mit einer weichen bis sehr weichen Zahnbürste zu reinigen.
Auch eine elektrische Zahnbürste darf zum Einsatz kommen. «Einmal pro Tag sollte man zudem Zahnseide verwenden.»
Zahnstein selbst entfernen?
Dem Zahnstein kann man nicht selbst zu Leibe rücken. Kein Wunder heisst der verkalkte Biofilm auf unseren Zähnen Zahnstein. Hat man ihn einmal, so muss er professionell von der Dentalhygienikerin entfernt werden. Selbst Hand anzulegen, würde zu Verletzungen des Zahnschmelzes führen, warnt der Zahnarzt.
Aber man kann prophylaktisch mit einer guten Zahnpflege für etwas weniger Zahnstein und kürzere Sitzungen bei der Dentalhygiene sorgen.