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Zwei Giesser bei ihrer Arbeit mit flüssigem Metall.
Legende: Heute sind Giesser viel besser geschützt – und das Zinkfieber ist Vergangenheit. imago

Zinkfieber – Die tägliche «Grippe» zum Feierabend

Nun rollt sie an, die Grippewelle. Deren Symptome kannten Messinggiesser früher zur Genüge – sie durchlebten sie Abend für Abend und litten doch an keinem Virus. Das Porträt einer ausgestorbenen Krankheit.

Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen: Die Sache ist klar – eine Grippe, oder zumindest ein grippaler Infekt. Es reicht, wenn es einen einmal im Jahr erwischt. So gut hatten es die Messinggiesser anno dazumal nicht.

Tag für Tag durchlebten sie die klassischen Grippesymptome – 1789 wurde die «Krankheit» medizinisch dokumentiert, die Giesser Feierabend für Feierabend befiel. Erst nach und nach entdeckte man, dass die Mattigkeit auf giftige Dämpfe zurückging. Sie entstehen, wenn beim Giessen von Messing, das aus Kupfer und Zink besteht, ein Teil des Zinks zu Zinkoxid verdampft – und das hat unangenehme Effekte.

Immerhin: Der menschliche Körper braucht Zink. Und so wird er auch mit hohen Dosen fertig, selbst wenn er zunächst eine Überdosis bekommen hat, die zum Zinkfieber geführt hat. Die Symptome verschwanden auch pünktlich zum nächsten Morgen wieder – und unterm Strich, so munkelte man, gingen die Arbeiter aus diesen Überdosen sogar körperlich gestärkt hervor.

Wie dem auch sei: Schon vor 200 Jahren fand das Zinkfieber dank Deckeln und einfachen Atemmasken sein Ende.

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