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Weihnachtsstern von Bethlehem war ein Planetentanz
Aus Kultur-Aktualität vom 24.12.2019.
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Komet oder Planetentanz? Was war der Stern von Bethlehem wirklich?

Die Weihnachtsgeschichte erzählt von einem hellen Stern mit Schweif. Die Astronomen haben eigenen Theorien dazu.

Er funkelte am Himmel und führte die heiligen drei Könige zum Jesuskind. So erzählt es die biblische Weihnachtsgeschichte. Was da am Himmel wirklich geschah, beschäftigt Forscher seit Jahrhunderten.

Keine Sternschnuppe

Einige glauben, es könnte ein Geminid gewesen sein. Die Geminiden sind ein Meteorschauer, der jedes Jahr Mitte Dezember am Himmel zu sehen ist.

Hügel mit nächtlichem Himmel, an welchem helle Funken (= Geminiden) zu sehen sind.
Legende: Die Geminiden am nächtlichen Himmel. Wikimedia/Asim Patel

Aber nein, ein Geminid könne es nicht gewesen sein, meint der Astronom und Physiker Timm Emanuel Riesen vom Stellarium Gornergrat. Ein Geminid ziehe – wie eine Sternschnuppe auch – viel zu schnell vorüber.

Gemäss der Weihnachtsgeschichte stand der Stern mit Schweif hell am Himmel. «Ein solcher Stern ist für mich eher konsistent mit einem Kometen als mit einem Meteor», sagt Riesen.

Dunkler Sternenhimmel mit einem hellen Schweif am Himmel (=Komet).
Legende: Im Gegensatz zu einem Meteor ist der Komet grösser und steht länger am Himmel. Keystone/Johnny Horne

Kometen seien auch Schweifsterne, obschon das Wort Stern hier falsch sei. «Kometen sind eine Art Überbleibsel im Weltraum. Und wenn sich diese der Sonne nähern, können sie aufgrund der Hitze ausgasen.» Das ergebe dann einen schönen Schweif.

Die Erfindung des Mittelalters

Doch gerade die Sache mit dem Schweif lässt die Astronomin Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg zweifeln. In den frühen biblischen Darstellungen hatte der Weihnachtsstern keinen Schweif. «Erst seit dem Spätmittelalter wird er mit einem Schweif dargestellt», erklärt Liefke.

Und es gebe noch eine mythologische Erklärung, weshalb der Weihnachtsstern kein Komet gewesen sei: «Eigentlich galten Kometen früher als Unglücksbringer.»

Unglücksbringer und die Freude über die Geburt Jesu? Das passe nicht zusammen, findet Liefke. Hinzu komme das Wissen aus der Astronomiegeschichte: Schon vor zwei Jahrtausenden notierten etwa in China Astronomen grosse Himmelsereignisse.

Der Tanz der Planeten

Ein auffälliger Komet mit einem hellen Schweif wäre den Astronomen nicht entgangen. Deshalb ist Caroline Liefke überzeugt, dass es sich nicht um eine Explosion am Himmel gehandelt haben könne.

Ein Sternenhimmel über einen Feld.
Legende: Bei einer Planetenkonjunktion begegnen sich zwei Planeten. Hier ist es gleich eine vierfache Konjunktion von Mond, Venus, Mars und Spica in Azul, Argentinien. Getty Images/Stocktrek Images/Luis Argerich

Sie glaubt, der Weihnachtsstern von Bethlehem war eine sogenannte Planetenkonjunktion, also ein Tanz von Jupiter und Saturn: «Als auffällig helle Lichtpunkte standen sie im Jahr 7 v. Chr. eng beieinander.»

Die beiden Planeten seien gemeinsam über den Himmel gezogen und hätten regelrecht in Schleifen um einen bestimmten Punkt getanzt.

Königsplanet

Liefkes unterstreicht ihre Theorie mit der symbolischen Bedeutung, welche die beiden Planeten hatten: Jupiter galt als Königsplanet und Saturn war der Planet des Volkes Israel.

«Das konnte zu jener Zeit natürlich als Symbol gedeutet werden, dass das Volk Israel einen neuen König bekommt.» Diese Theorie sei zwar nicht neu, aber für sie die wahrscheinlichste von allen.

Umdatierte Geburt Jesu

Diese Theorie nimmt an, dass sich die Geburt Christi sieben Jahre früher abgespielt haben müsste. Dazu finden sich auch andere Indizien in der Bibel.

Eine davon findet Liefke im Matthäusevangelium: «Dort kann man nachlesen, dass Jesus noch zu Zeiten des König Herodes geboren sein soll.» Herodes aber starb im Jahr 4 v. Chr. Die Geburt Christus müsste demnach vor dem Nullpunkt unserer Zeitrechnung stattgefunden haben.

«Nun ist es so, dass die Evangelien viele Jahre später verfasst wurden, sodass man nicht weiss, wie der Wahrheitsgehalt der Darstellung ist.» Der Stern von Bethlehem bleibt also ein Rätsel, welchem sich die Astronomie mit ihren Theorien nur annähern kann.

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