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Active Noise Cancelling Wo die Lärmschluck-Technik unseren Alltag verbessert

Die Antischalltechnik (ANC) begegnet uns immer häufiger im Alltag. Mancherorts vielleicht, ohne dass wir es bemerken.

Die Antischalltechnik steckt in immer mehr Kopfhörern drin, sie ist in ersten Autos verbaut und als Schallschutzvorhang für Nachbarn manchmal auch bei Raves dabei. Active Noise Cancelling, kurz ANC, ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken.

So funktioniert Active Noise Cancelling

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Die aktive Lärmunterdrückung, die in der Schweiz in 20 bis 30 Prozent* der Kopfhörermodelle verbaut ist, reduziert Umgebungslärm aktiv mit «Gegenlärm». Jeder Lärmschallwelle, die das Ohr erreicht, schickt der Kopfhörer innert Millisekunden eine Antischallwelle entgegen.

Die Antischallwelle sieht genau gleich aus wie die Lärmschallwelle, bloss spiegelverkehrt: Ihre Wellenberge stehen über den Wellentälern der Originalschallwelle. Die beiden Wellen laufen einander entgegen und löschen sich gegenseitig aus. Mehr oder weniger: Je präziser, die Wellen zueinanderstehen, umso stärker verstummt der Lärm. Auch die Frequenz des Lärms spielt eine Rolle. Menschliche Stimmen etwa sind oft zu hoch für eine gute Entschallung.

*Quelle: Verkaufsstatistik des Schweizer Gesamtmarkts und Schätzung von Online-Händler Brack.

Licht aus, Lärm aus: Im Schlafzimmer

Kann man mit ANC-Kopfhörern ruhiger schlafen? Ja. Wichtige nächtliche Störgeräusche wie Autolärm, knarrende Holzböden oder Schnarchen fallen in den Frequenzbereich der tiefen Geräusche, welche ein gutes Active Noise Cancelling stark reduzieren kann. Autobrummen zum Beispiel wird zum feinen Rauschen.

Die Technik gilt auch als gesundheitsverträglich. Der Wermutstropfen: Man muss die Stille der Kopfhörer ertragen und auf dem Rücken schlafen können, da ANC-Kopfhörer (auch die Stöpsel) zu gross sind für Seitenlage.

Schon seit den 1980ern: Im Cockpit

Im Cockpit von Flugzeugen sorgt die Lärmschlucktechnik dafür, dass Pilotinnen und Piloten in ihrem Headset die Funksprüche besser verstehen, klarer kommunizieren und weniger Lärm um die Ohren haben. Der Lärmpegel in Flugzeugen gilt nicht als gehörschädigend; er kann aber auf Dauer belastend sein. Den ersten Kopfhörer mit Antischalltechnologie brachte in den späten 1980er-Jahren die US-amerikanische Firma Bose auf den Markt. Im Cockpit hat sich die Technik auch international rasch verbreitet.

Am Techno-Festival: Kein Bumbum mehr ringsum

Auch Open-Air-Konzerte lassen sich entschallen, sodass das Publikum die wummernden Bässe weiterhin hört, die Anwohner und Anwohnerinnen hingegen deutlich reduziert. Kopfhörer braucht es nicht. Vielmehr müssen die Bässe so ausgerichtet sein, dass möglichst viel Bumbum geradeaus zum Publikum geht.

Auch Forschende dämpfen laute Bässe

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Forscher der Dänisch-Technischen Universität haben ebenfalls schon wummernde Bässe entschallt . In einem kontrollierten Feldversuch erzielten sie mehr als 15 Dezibel Sound-Reduktion, was ein sehr gutes Active Noise Cancelling ist.

An einem richtigen Open-Air-Konzert waren es trotz wetterbedingter Kalibrierungs-Probleme der Antischall-Anlage immerhin noch sechs Dezibel Lärmreduktion, sagte Forscher Pierangelo Libianchi gegenüber SRF; das reiche vermutlich, damit man ringsum das Wummern nicht mehr im Körper spürt.

Hinter dem Publikum wird eine Reihe weiterer, mit ANC ausgestatteter Bässe aufgestellt. So lässt sich das Wummern von der Bühne mit entsprechendem Gegenbumbum hinter dem Publikumsbereich auf bis zu einem Viertel der gehörten Original-Lautstärke reduzieren, sagen die Soundspezialisten des Zürcher KMU « Rocket Science », die schon an mehreren Open Airs im Einsatz waren, in Basel, Belgien oder Norwegen. Open-Air-Entschallungen dürften aber die Ausnahme bleiben. Zu gross ist der Aufwand für Material, Planung und Organisation.  

Wenn ein Industrie-Schornstein plötzlich hupt

In Industrieanlagen können Röhren, aber auch hohe Schornsteine unverhofft anhaltende Störgeräusche produzieren. Ein Schornstein etwa kann ähnlich hupen wie ein Schiffshorn. Zürcher Antischallspezialisten haben solches Schornsteinhupen schon erfolgreich abgestellt. Bevor sie die Antischallanlage aber richtig platzieren konnten, nämlich genau dort, wo das Geräusch entstand, waren wochenlange Tests vor Ort und im Labor nötig. Doch der Aufwand lohnt sich: Es wäre noch viel aufwändiger für ein Unternehmen, den Betrieb wegen des Lärms stark einzuschränken oder einen Kamin neu zu bauen. 

Auf vier Rädern: Erste Autos mit ANC

Die Autoindustrie experimentiert seit Langem mit Active Noise Cancelling, etwa, um im Autoinnern die Reifen- und Strassengeräusche zu dämmen. Gerade bei schweren Fahrzeugen erscheint dies wegen der lauteren Reifengeräusche attraktiv, aber auch, weil ANC leichter ist als Materialdämmung. Mittlerweile sind einige Modelle mit ANC-Technik im Fahrzeuginnern auf dem Markt, etwa von Ford oder Hyundai. Auch an leiseren oder anders tönenden Motoren wird unter anderem mittels ANC gearbeitet. 

SRF 1, Online-Talk, 07.06.2023, 16:10 Uhr

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