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Mensch Baumringe offenbaren «Kleine Eiszeit» in der Spätantike

Vor 1500 Jahren könnte eine bisher unbekannte «Kleine Eiszeit» für viel Unruhen und Leid in der Spätantike gesorgt haben. Zu dieser Erkenntnis kam ein internationales Forscherteam unter Schweizer Leitung durch die Analyse von Baumringen.

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Forscher entdecken neue Eiszeit
Aus Tagesschau vom 08.02.2016.
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Die jetzt entdeckte «Kleine Eiszeit» soll in der Spätantike um 536 bis etwa 660 nach Christus stattgefunden haben. Sie war länger, kälter und grossräumiger als die bisher bekannte Kleine Eiszeit zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert. Das teilten die Forscher unter Leitung der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mit.

Gemeinsam mit dem Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Uni Bern hatten sie die Sommertemperaturen der letzten 2000 Jahre in Eurasien erforscht. Dabei halfen ihnen neu erfasste Jahresringdaten von Lärchen aus dem russischen Altai-Gebirge. Ergänzt wurden sie mit Baumringdaten aus dem Alpenraum.

Vulkanausbrüche als Ursache

Die nun neu entdeckte Kälteperiode im 6. Jahrhundert stach bei dieser Analyse klar heraus. Die Forscher vermuten, dass drei Vulkanausbrüche in den Jahren 536, 540 und 547 die Ursache gewesen sein könnten. Vulkane stossen grosse Mengen an Aschepartikeln und Schwefelsäure aus, die dann in der Atmosphäre verweilen und die Erdoberfläche von der Sonnenstrahlung abschirmen. Das führt zur Abkühlung des Klimas.

Bewirkte die Kälte grosse Umwälzungen?

Obwohl nur Mutmassungen, passe diese spätantike Kleine Eiszeit auch erstaunlich gut mit den grossen politischen Umwälzungen jener Zeit zusammen. Dazu gehörten beispielsweise:

  • Pest: Die Kälte könnte beim Ausbruch der Justitianischen Pest ein Rolle gespielt haben. Sie wütete 541 bis 543 in Folge von Hungersnöten und gilt als die grösste antike Epidemie zwischen Nordwesteuropa, dem Mittelmeerraum und Iran.
  • Völkerwanderungen: Die antike Eiszeit könnte auch die Expansion des Arabischen Reiches vorangetrieben haben, weil es durch sie auf der arabischen Halbinsel mehr regnete. Als Folge wuchsen die Pflanzen besser und es gab mehr Futter für Kamele, die auch für Kriegszüge genutzt wurden.
  • Politische Umwälzungen: In Zentralasien hingegen wurde das Weideland knapp. Einzelne Völker könnten deshalb in Richtung China aufgebrochen sein, was wiederum zu Konflikten zwischen den Nomaden und den Ansässigen in der nordchinesischen Steppe führte. Die Steppenvölker schlossen sich später mit den Oströmern zusammen, um das persische Grossreich der Sassaniden zu besiegen und damit auch sein Ende herbei zu führen.

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