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Besser zu zweit als allein Beziehungsstatus: Gesund

Partnerschaft zahlt sich aus: Längeres Leben, raschere Genesung, stabilere Psyche.

Wer verheiratet ist, hat mehr vom Leben. Das belegen zahlreiche Studien. Die Ehe schützt nicht nur vor Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, Ehepartner haben auch bessere Prognosen, wenn sie an Krebs erkranken.

Der Beziehungsstatus hat sogar einen Effekt auf das Sterberisiko. Gemäss Bundesamts für Statistik, haben Verheiratete aller Altersklassen ein geringeres Risiko, im Verlauf eines Jahres zu sterben, als Ledige, Geschiedene, oder Verwitwete. So hat zum Beispiel ein 70-jähriger, lediger Mann ein Sterberisiko von rund drei Prozent, bei einem verheirateten ist es nur halb so hoch.

Nicht der Ehering zählt

Was macht denn nun gesund? Ist es die Ehe oder die stabile Partnerschaft? Laut François Höpflinger, Soziologe an der Universität Zürich, spielt der Trauschein keine Rolle: «Das Zentrale, das sich auf die Gesundheit auswirkt, ist die feste Beziehung.» Und fügt hinzu, dass die Beziehungsqualität dabei eine besondere Rolle spielt.

Die Gründe, weshalb sich der Beziehungsstatus in Studien und Statistiken niederschlägt, sind vielfältig. Eine feste Beziehung wirkt sich stabilisierend und positiv auf die Psyche aus, in einer Partnerschaft bewegt man sich häufiger, man raucht weniger und man ernährt sich in Zweisamkeit gesünder und regelmässiger.

Häufiger gesundes Gemüse

Das ist auch bei Höpflinger der Fall: «Ich bin eigentlich kein Salatesser. Doch weil meine Frau immer wieder welchen zubereitet, ernähre ich mich gesünder.» Dies wirkt sich positiv auf sein Herz-Kreislauf-System aus und schont sein Herz.

Eine weitere Ursache, die Personen in einer Beziehung gesünder macht, ist die gegenseitige Unterstützung in Lebenskrisen. Erkrankt eine Frau etwa an Brustkrebs, hat sie in einer Partnerschaft bessere Prognosen, den Tumor zu besiegen. Die stabilen Verhältnisse zuhause und die gute Gesundheitsversorgung unterstützen sie psychisch und auch körperlich, das führt zu einer tieferen Sterberate.

Erkrankt in einem anderen Fall ein Mann an Diabetes, hilft die Partnerin, sich gesund zu ernähren. Eine optimale Vorsorge vor Spätfolgen.

Männer sind stärker auf Frauen angewiesen

Auffallend ist, dass sich bei Männern der Beziehungsstatus stärker auf die Gesundheit auswirkt als bei Frauen. «Studien zeigen, dass Männer stärker auf die Frauen angewiesen sind», sagt Höpflinger. Ein verheirateter Mann schluckt seine Medikamente beispielsweise zuverlässiger. Denn die Partnerin übernimmt eine gewisse Kontrollfunktion, die dem Mann zugutekommt.

«Dass die Frau auf die Gesundheit des Partners achtet, ist historisch geprägt», sagt Höpflinger. «Die Frau wurde quasi verhäuslicht und war automatisch für die Gesundheit und die Hygiene der Familie verantwortlich.» Die Gesellschaft hat sich zwar gewandelt, doch diese Muster seien noch heute in den Köpfen verankert.

Dies zeigen Experimente: Stellt Höpflinger einen jungen Mann und eine junge Frau in eine Küche und lässt sie beide die Sauberkeit auf einer Skala von Null bis Hundert beurteilen, findet er klare Unterschiede: «Die Frau ist viel kritischer, was die Sauberkeit angeht», sagt Höpflinger.

Stärkere Wirkung im Alter

Vor allem Personen im hohen Alter profitieren vom Effekt der Partnerschaft. Je älter, desto höher das Risiko, krank zu werden. Genau dann profitieren Verheiratete davon, dass der Partner sie umsorgt. Und damit steigen die Chancen, wieder gesund zu werden.

Eine Partnerschaft in jungen Jahren hat kaum Auswirkungen auf die Gesundheit. Bis zu einem Alter von 35 Jahren. «Freunde sind in dieser Lebensphase wichtiger», sagt François Höpflinger. «Das Freundschaftsnetz kompensiert eine Paarbeziehung zu einem grossen Teil.»

Freundschaft als Auffangnetz

«Vertrauenspersonen, mit denen man auch heikle Themen besprechen kann, sind wichtig», sagt Höpflinger. Sie sind ein wirksamer Schutz vor Einsamkeit und Depressionen und das Auffangnetz, wenn eine Beziehung auseinanderbricht.

Doch gerade nach langjährigen Beziehungen, in denen sich Partner zu stark aufeinander konzentriert haben, sind oft keine Freunde mehr da. «Das ist gerade bei älteren Personen immer häufiger ein Problem», sagt Höpflinger. Oft haben sie verlernt, sich um Freundschaften zu kümmern.

Deshalb rät der Soziologe allen Altersklassen, Freunde in alle möglichen Tätigkeiten mit einzubeziehen – egal ob Single oder verheiratet.

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