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Drei Menschen tragen einen stark blutenden Mann über einen Gehsteig.
Legende: Die Szene sieht schockierend echt aus, ist aber gespielt: Übung von Polizei, Feuerwehr und Sanität in Deutschland. Keystone

Crisis Actors Hinter inszenierten Attentaten muss keine Verschwörung stecken

Nach Schiessereien und Amokläufen taucht im Netz immer wieder die gleiche Verschwörungstheorie auf: Das Ereignis sei inszeniert gewesen, die Opfer seien Schauspieler – sogenannte «Crisis Actors». Woher kommt dieser Begriff?

Vor einem Monat tötete ein Schütze im US-Bundesstaat Florida in einer Schule mehrere Menschen. Kurz darauf machte im Netz das Gerücht die Runde, dass die Schiesserei bloss inszeniert gewesen sei.

In den Fokus geriet ein Schüler, der in Fernsehinterviews wiederholt über das Massaker sprach. Ein hunderttausendfach angeschautes Video auf Youtube behauptete, er sei gar nicht dabei gewesen sei. Er sei in Wirklichkeit ein Schauspieler, ein «Crisis Actor».

Die gleiche Frau?

Der Begriff tauchte schon vorher bei ähnlichen Ereignissen auf. Diese «Krisenschauspieler» seien von der Regierung oder einer anderen mächtigen Instanz angeheuert worden, heisst es jeweils. Die Verletzungen und ihre Betroffenheit, die in TV-Berichten und Pressefotos zu sehen sind, seien bloss vorgetäuscht.

Als Beleg werden immer wieder Fotos verbreitet, die angeblich ein und dieselbe Person bei verschiedenen solchen Ereignissen zeigen. Obwohl diese Behauptung ausführlich widerlegt wurde, macht sie nach jedem Ereignis von Neuem die Runde.

Crisis Actors gibt es wirklich

Vielleicht halten sich diese Verschwörungstheorien auch deshalb so hartnäckig, weil es Crisis Actors tatsächlich gibt – auch wenn sie eine andere Aufgabe haben, als Verschwörungstheoretiker behaupten.

Das Onlinemagazin «Motherboard» hat die Herkunft des Begriffs in einem Artikel zurückverfolgt. Zum ersten Mal hat ihn eine Organisation verwendet, die unter anderem Statisten für Übungen von Polizei oder Sanität bereitstellt.

Möglichst realistisch

Auch in der Schweiz kommen bei Feuerwehr- oder Polizeiübungen immer wieder freiwillige Statisten zum Einsatz, die Opfer spielen. Um eine Übung möglichst realistisch zu gestalten, werden diese Darsteller genau instruiert und manchmal auch aufwendig geschminkt.

In den USA gibt es nun Unternehmen, die gelernte Schauspieler als Darsteller für solche Übungen vermitteln. Durch den Einsatz von Schauspielern versprechen sie mehr Realismus und damit ein besseres Training für die Sicherheitskräfte.

Als Verschwörungstheoretiker den Begriff des Crisis Actors übernahmen, haben sie ihn entscheidend umgedeutet. Denn Schauspieler, die Opfer von Attentaten spielen, gibt es tatsächlich. Aber mit Verschwörungen hat das nichts zu tun.

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