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Mensch Der Basler Scheich

Johann L. Burckhardt alias Scheich Ibrahim reist vor 200 Jahren in den Orient. Er entdeckt die antike Felsenstadt Petra, die Tempel von Abu Simbel und besucht als erster Europäer die heiligen Stätten des Islam: Mekka und Medina. Das eigentliche Ziel seiner Reise erreicht er jedoch nie.

Scheich Ibrahim ibn Abdallah

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Legende: Naturhistorisches Museum Nürnberg

Als sechstes Kind der Basler Patrizierfamilie Burckhardt kommt Johann Ludwig am 25. November 1784 in Lausanne zur Welt. Er studiert in Deutschland Philosophie, Geschichte, Sprachen und Rechtswissenschaften. Seine Inkognito-Reise beginnt 1809 per Schiff nach Malta. Am 15. Oktober 1817 stirbt er in Kairo, kurz vor seinem 33. Geburtstag.

London! Für viele Zeitgenossen wäre es eine verlockende Reise, doch den jungen Johann Ludwig zieht es nach seinem Studium in Leipzig und Göttingen vor allem wegen der Berufsaussichten dorthin. Die anti-napoleonische Haltung seines wohlhabenden Vaters, Anhänger des Ancien Régime, mindert seine Karrierechancen im revolutionär gesinnten Europa.

1806 erreicht Burckhardt die britische Hauptstadt. Doch auch hier bleibt er monatelang ohne Arbeit und Verdienst. Als ihm von der African Association die Stelle eines «Kundschafters» angeboten wird, nimmt er diese dankbar an. Die Association, eine lose Vereinigung vermögender Engländer, hat sich der Erforschung Afrikas verschrieben.

Zum Goldland Timbuktu

Im Auftrag dieser Vereingung soll der Basler die Karawanenwege zwischen Ägypten und dem sagenumwobenen zentralafrikanischen Goldland Timbuktu erkunden. Nach einem Crash-Kurs an der Universität Cambridge, bei dem sich Burckhardt mit der arabischen Sprache vertraut macht, besteigt er im Februar 1809 ein Schiff nach Malta. Europa und seine Familie wird er nie mehr wiedersehen.

Über Malta reist der Orientalist weiter in die syrische Handelsstadt Aleppo, wo er während drei Jahren seine Kenntnisse der arabischen Sprache und muslimischen Sitten perfektioiniert. Getarnt als indischer Muslim und Kaufmann namens Scheich Ibrahim ibn Abdallah fällt Burckhardt kaum auf und erreicht Orte, die ein Ungläubiger niemals zu Gesicht bekommen würde.

Ankunft in der Königsstadt

1812 reist der Basler Scheich von Aleppo nach Kairo, dem eigentlichen Ausgangspunkt seiner Entdeckungsreise. Als aufmerksamer Reisender hat er von der sagenhaften Königsstadt der Nabatäer gehört. Die antike Felsenstadt wurde von einem mysteriösen Nomadenvolk, das vor 2000 Jahren sesshaft wurde, mitten in der Wüste gebaut. Auf seinem Weg nach Kairo will der Schweizer Orientreisende die sagenumwobene Stadt finden.

Video
Johann Ludwig Burckhardt auf dem Weg nach Petra
Aus SRF school vom 20.12.2012.
abspielen. Laufzeit 52 Sekunden.

Im August 1812 betritt Scheich Ibrahim als erster Europäer seit den Kreuzrittern die Königsstadt der Nabatäer. 500 Jahre war Petra verschollen gewesen, Burckhardt bleiben bloss einige Minuten, sie zu besichtigen. Seine Begeisterung hält er in den Berichten an die African Association fest:

Einer der geschmackvollsten Überreste des Altertums. Und so gut erhalten, als ob es eben erst fertig geworden.

«Petra - Wunder in der Wüste»

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Mehr zur sagenumwobenen Felsenstadt Petra und dem mysteriösen Nomadenvolk der Nabatäer finden Sie bei SRF mySchool. mehr

Doch Petra ist nur der Auftakt seiner Entdeckungen: Bei einer Reise entlang des Nils entdeckt der Forscher 1813 den Tempel von Abu Simbel in Nubien. Als einer der ersten Europäer nimmt er 1814 am Haddsch teil, der islamische Pilgerfahrt nach Mekka. Sein Entdeckerdrang bringt Burckhardt 1815 auch nach Medina, der zweitwichtigsten heiligen Stadt des Islam.

Das Ziel bleibt unerreicht

Einzig sein ursprünliches Ziel – das zentralafrikanische Goldland bei Timbuktu – erreicht er nicht. Während er in Kairo auf eine Karawane Richtung Timbuktu wartet, erkrankt der Schweizer an der Ruhr und stirbt am 15. Oktober 1817, kurz vor seinem 33. Geburtstag.

Der Welt hinterlässt Johann Ludwig Burckhardt seine ausführlichen Reisetagebücher. Zusammen mit den Briefen an seine Familie und seinen Auftraggeber, die African Association, bilden diese einen umfassenden und bis heute faszinierenden Fundus zu seinem Forschungsgebiet.

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