«Mehr Qualität in der Bewegung ist mehr Qualität im Leben», so ein Zitat von Moshé Feldenkrais, dem Begründer der Feldenkrais-Methode. Feldenkrais hilft bei Schmerzen und beim Optimieren des gesamten Bewegungsspektrums – als Einzeltherapie oder in der Gruppe.
Schwierig zu beschreiben
Selbst für die Feldenkrais-Therapeutin und Physiotherapeutin Dorothea Bertschi ist es auch nach über 25 Jahren Erfahrung nicht einfach, die Methode zu beschreiben. «Uns fehlen dazu ganz klar die Worte.» Und noch etwas: «Jeder und jede erlebt Feldenkrais anders».
Eigentlich ist es eine körperliche Kommunikation
«Eigentlich ist es eine körperliche Kommunikation», sagt Bertschi. Bei Einzeltherapien führt die Therapeutin verschiedene Bewegungen des Skeletts durch, was sich für den Patienten auf der Liege sanft anfühlt. Und das tut gut. Ob man nun Schmerzen hat, unter einer Krankheit leidet, Stress hat oder sich einfach etwas Gutes tun will.
Das bestätigen auch die Teilnehmenden einer Feldenkraisgruppe. Urs beispielsweise macht viel Sport, unter anderem joggt er, fährt Ski und bewegt sich viel. Aber in der Feldenkrais-Gruppe bewege er sich nochmals anders. «Das tut nicht nur gut, das macht fast schon glücklich», sagt er. Ursula hingegen schwört auf die Therapie nach einer Verletzung an der Hüfte und an der Schulter.
Das tut nicht nur gut, das macht fast schon glücklich
Beim Prinzip Feldenkrais macht und lernt der Körper Bewegungen, die er noch nie gemacht hat, oder längst vergessen hat. Das Hirn gibt dem Bewegungsapparat via Nervensystem neue Impulse.
Wodurch sich Feldenkrais von anderen Bewegungstherapien unterscheidet, ist eine klare Philosophie: «Feldenkrais ist immer wohlwollend», sagt Bertschi. Und Feldenkrais ist nicht nur für alte oder kranke Menschen geeignet, sondern auch für junge. Musiker und Sportlerinnen beispielsweise schwören auf die sanfte Mobilisierung, um einzelne Bewegungsabläufe zu perfektionieren oder auch um ihre Leistungen zu steigern.
Aber Feldenkrais ist kein Sport. Bertschi überlegt lange: «Es findet vielmehr eine Bewusstheit durch Bewegung statt», kommt sie zum Schluss. Eigentlich passt Feldenkrais gut in unsere hektische Zeit. Das Zusammenspiel von Körper und Bewusstsein sorgt für Ruhe und Verbindung zwischen Körper und Geist.
Da kann plötzlich eine anhaltende Wärme vom Rücken ausgehen oder das Rückgrat fühlt sich wie von einem unsichtbaren Schutzschild wohlig gestützt, berichtet Bertschi von den Erfahrungen ihrer Patientinnen und Patienten.
Feldenkrais kann man einzeln oder in der Gruppe praktizieren. In der Gruppe wird am Boden, auf einer Matte oder einem weichen Teppich gearbeitet. Wer nicht gerne auf dem Boden ist oder schlecht wieder hochkommt, ist in einer Einzelstunde besser aufgehoben. Und dann wird ganz langsam gemeinsam der Körper und vor allem die Wirbelsäule mobilisiert. Beine und Arme werden sehr bewusst und bedächtig bewegt, dazwischen werden immer wieder Pausen gemacht.
Es gibt weder falsch noch richtig
Interessant ist, dass man keine dieser Übungen falsch machen kann. «Es gibt kein falsch und kein richtig», sagt Bertschi, die während der Gruppenstunde mündlich Anweisungen gibt und zwischen den Matten hin und her geht und da und dort eine kleine manuelle Korrektur, zum Beispiel der Position eines Knies macht.
Nach der Gruppenstunde berichtet Margrit davon, wie sie nach der Lektion jeweils anders durch die Stadt läuft. Und für Ursula, selbst Yogalehrerin, ist Feldenkrais schlicht «ein Lebenselixier».