Die Schweiz wird in rasantem Tempo verbaut: Die Fläche von acht Fussballfeldern verschwindet täglich unter Beton und Asphalt. Dabei ist die Qualität der überbauten Böden kein Thema. Sollte sie aber – denn es ergibt wenig Sinn, Fabriken oder Parkplätze auf bestes Ackerland zu stellen.
Aber wo in der Schweiz findet man überhaupt «bestes Ackerland»? Das weiss niemand so genau.
Durcheinander und Unwissen
Zwar gab es in 80er-Jahren ein nationales Kartierungsprogramm zur einheitlichen Erfassung der Böden. Allerdings fiel es dem Sparhammer zum Opfer.
Seither kartieren Kantone nach eigenen Kriterien, so dass ein erstaunliches Durcheinander und Unwissen über die Qualität der helvetischen Böden herrscht.
Wissenslücke schliessen
Das nationale Forschungsprogramm NFP 68 hat sich der Problematik angenommen und nun Massnahmen vorgestellt, wie man diese grossen Wissenslücken schliessen könnte.
Dabei geht es primär um die Frage, wie man die Qualität der verschiedenen Böden messen könnte. Mit den bisherigen Methoden würde eine flächendeckende Kartierung der Schweiz 80 bis 100 Jahre dauern.
Digitale Kartierung
Angesichts der rasanten Zersiedelung ist das zu langsam. Deshalb schlagen die Wissenschaftler eine digitale, im Ausland erprobte Kartierung vor.
Die dauert 20 Jahre und kostet pro Jahr rund 20 Millionen Franken. Doch das zahle sich aus, sind die Forschenden überzeugt.
Wenn zum Beispiel Bauern die chemische Zusammensetzung oder den Verdichtungsgrad ihrer Böden kennen, können sie gezielter bewässern oder düngen und damit Geld und Ressourcen sparen.
Jeder Boden ist wertvoll
Im Fokus des NFP 68 sind allerdings nicht nur Ackerböden, sondern alle Böden. Jeder Boden ist wertvoll und bringt auf seine Art eine Leistung, die sich wirtschaftlich berechnen lässt.
Moorböden zum Beispiel absorbieren CO2 – wenn sie nicht bearbeitet werden – und tragen damit zum Schutz gegen die Klimaerwärmung bei.
Andere Böden filtern Wasser: Das baselstädtische Trinkwasser wird durch Versickerung im Naherholungsgebiet Lange Erlen gesäubert. Damit spart der Kanton viel Geld bei der Aufbereitung des Wassers.
Grosser Mehrwert
Würde man den Schweizer Boden kartieren, könne man dank besserer Informationen und entsprechend angepasster Nutzung jährlich einen Mehrwert von 55 bis 132 Millionen Franken erzielen, rechnen die Wissenschaftler vor.
Damit wären die Kosten für die aufwändige Kartierung schnell wieder eingespielt.
Das NFP 68 macht konkrete Vorschläge, wie man Bodenqualität für die Zukunft erhalten und verbessern kann. Ausserdem zeichnet das Programm auch Wege zu einer nachhaltigen Bodenpolitik auf, die sowohl dem Umweltschutz als auch der Raumplanung gerecht werden könnte.