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Ein Mann steht auf einem Kiesplatz, um ihn fliegen Seifenblasen.
Legende: Alessio Figallis Berechnungen helfen unter anderem, die Veränderungen von Wolken vorherzusagen. ETH/ Gian Marco Castelberg

ETH-Professor Alessio Figalli «Die Arbeit geht mir zum Glück so schnell nicht aus»

Er ist der frisch gekürte Fields-Medaillen-Träger: Alessio Figalli, Mathematik-Professor an der ETH Zürich. Seine Arbeit kommt verschiedenen Lebensbereichen zugute – unter anderem der Wettervorhersage.

Am Nachmittag des 1. Augusts war es wieder einmal so weit: Vier Mathematiker wurden in Rio de Janeiro mit der Fields Medaille ausgezeichnet – alle unter 40. Diese Bedingung ist einer Besonderheit des Preises.

Einer von ihnen ist Alessio Figalli. Er ist seit 2016 Mathematik-Professor an der ETH Zürich – und damit erst der zweite Mathematiker, der zum Zeitpunkt dieser hohen Auszeichnung an einer Schweizer Hochschule forscht.

Ein Blatt Papier, ein Kugelschreiber und eine Wandtafel: Mehr brauche er nicht, wenn er gemeinsam mit anderen an einem Problem herumstudiere, sagt Alessio Figalli. Mathematik sei eine gute Wette: der Einsatz, also die Kosten, seien relativ gering – heraus kämen dabei aber immer wieder wichtige Innovationen. Zum Beispiel: die Verschlüsselungstechnik für das Internet oder die Fourier-Transformation, die unsere Stimme am Smartphone in ein elektrisches Signal umwandelt.

Ein Mann im Zwielicht.
Legende: Alessio Figalli: Der Italiener wurde bereits mit 27 Jahren Professor. ETH/ Gian Marco Castelberg

Der schlanke Italiener – randlose Brille, ein schelmisches, jungenhaftes Lachen – beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren schon mit der sogenannten Monge-Ampère-Gleichung: eine auf dem Papier trügerisch einfache Formel. In der Mathematik jedoch ist sie ein seit Jahrzehnten ungelöstes Problem.

Die Monge-Ampère-Gleichung enthält die Lösungen dafür, wie Güter möglichst kostengünstig von einem Ort zum anderen transportiert werden können. Alessio Figalli gelang es, diese Gleichung auch für andere Probleme zu nutzen. Zum Beispiel, um den Weg von einzelnen Wassertropfen in einer Wolke zu beschreiben – und somit die mathematischen Modelle für die Wettervorhersage zu verbessern.

Die Fields-Medaille

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Die Auszeichnung ist nach dem Mathematiker John Charles Fields benannt und gilt als Nobelpreis der Mathematik. Sie wird alle vier Jahre an Forscherinnen und Forscher unter 40 Jahren vergeben. http://www.fields.utoronto.ca/aboutus/jcfields/fields_medal.html

Fertig gelöst sei die Monge-Ampère-Gleichung noch nicht – die Arbeit gehe ihm zum Glück so schnell nicht aus, sagt der junge Professor. Mehr als zehn Jahre schon denkt er immer wieder intensiv über dieselbe mathematische Gleichung nach.

Aber: Wirklich weitergekommen bei der Lösung dieses Problems sei er selten allein. Hier in Zürich – mitten in Europa – arbeite er unter anderem auch deshalb gern, weil er seine Kolleginnen und Kollegen sehr einfach hierher einladen könne. Dabei locke nicht nur die Lösung eines mathematischen Problems – oft würde er mit einer langen Freundschaft belohnt.

Sendung: Radio SRF 4 News, Echo der Zeit, 1.8.18, 18 Uhr

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