1. Tränen sind wie Proteinshakes (fast)
Bevor wir zu naheliegenden Tränen-Tatsachen – den Emotionen – kommen, erstmal die harten Fakten: Die Wissenschaft unterscheidet zwischen emotionalen, basalen und reflektorischen Tränen. Letztere entstehen durch Reize von Aussen. Zwiebelschneiden oder Wind etwa. Basale Tränen hingegen befeuchten das Auge und schützen es mit reinigenden Eigenschaften.
Die Zusammensetzung der drei Tränenarten ist gleich: Elektrolyte, Wasser und Proteine. Anders ist die Konzentration: Emotionale Tränen enthalten mehr Proteine als Reflextränen, und mehr Prolaktin, Mangan und Kalium. Aber ob ein grosser Schluck beim Muskelaufbau hilft? Wohl kaum.
2. Es gibt fünf Tränen-Kategorien
Psychologinnen und Psychologen der Universitäten Ulm und Sussex haben in einer im August 2022 veröffentlichten Studie die Gründe für Tränen in fünf Kategorien eingeteilt: Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.
3. Frauen weinen mehr – und das sind die Gründe
Ad Vingerhoets ist Professor für klinische Psychologie an der Tilburg University und Wein-Experte: Seinen Forschungen zufolge weinen Frauen 30 bis 64 Mal pro Jahr, Männer nur 6 bis 17 Mal pro Jahr. Oder sie sagen zumindest, dass sie weinen. Viele dieser Untersuchungen beruhen auf Selbstauskünften, was bedeutet, dass Männer möglicherweise zu wenig darüber berichten, wie oft sie weinen.
Vingerhoets hat auch die durchschnittliche Dauer eines Heulanfalls untersucht: Frauen weinen eigenen Angaben zufolge im Durchschnitt sechs Minuten am Stück, Männer zwei bis drei Minuten. «Wir vermuten, dass die soziale Prägung hier einen grossen Einfluss hat.» Weinen passe bei den meisten (immer noch) nicht in das Bild von stereotyper Männlichkeit», so der Forscher im Studienabstract.
Tatsächlich seien Männer auch biologisch dazu veranlagt, weniger Tränen zu vergiessen: «Studien zeigen, dass Männer grössere Tränenkanäle haben. Dadurch ist es unwahrscheinlicher, dass die Tränen so weit aufsteigen, dass sie über das Augenlid auf die Wange fliessen», so Vingerhoets gegenüber «The Cut».
4. Weinen wirkt nicht unbedingt befreiend
Ob Weinen Stress abbaut, ist umstritten. Ihren Ursprung hat diese These in der Entdeckung, dass emotionale Tränen mehr Stresshormone enthalten als reflektorische Tränen. Doch Experimente zeigen: Die Stimmung verbessert sich nach dem Weinen nicht unbedingt. Als Forschende Probandinnen und Probanden einen traurigen Film zeigten und danach ihre Stimmung abfragten, waren diejenigen, die weinten, mieser gelaunt als die, die nicht weinten.
5. Auch Hunde verdrücken Freudentränen
Lange glaubten Forschende, dass Menschen die einzigen Wesen seien, die aus emotionalen Gründen weinen. Forschende aus Japan konnten im August 2022 aber zeigen: Auch Hunde können beim Wiedersehen mit Herrchen oder Frauchen Freudentränen vergiessen. Eine entscheidende Rolle spiele dabei möglicherweise das Kuschelhormon Oxytocin.
Aus früheren Beobachtungen wussten die Forschenden um Studienleiter Takefumi Kikusui, dass bei Interaktionen sowohl bei Hunden als auch bei ihren Besitzerinnen und Besitzern Oxytocin freigesetzt wird. Nun galt es nur noch herauszufinden, ob es Hunde zum Weinen bringt, wenn sie mit Herrchen oder Frauchen wieder vereint werden. Genau das war der Fall – anders als bei einer Person, die sie nicht kannten.