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Knotenschrift der Inka Haaranalyse entlarvt Mythos der Inka-Elite

Lange galt: Nur die Elite der Inka knüpfe Khipus, um Informationen festzuhalten. Eine Haaranalyse zeigt nun, dass auch Menschen niedrigerer Ränge diese Knotenschrift nutzten.

Die Inka hielten ihr Wissen mit Knoten fest. Ein Haar darin verändert nun die europäische Geschichtsschreibung zu diesen Knoten. Lange wurde angenommen, dass nur die männliche Elite der Inkas per Knoten dokumentiere. Doch diese Vorstellung basiert auf Schriften von spanischen Kolonialisten und ist falsch.  

Auch Frauen knüpften 

Dass auch Frauen sogenannte Khipus, also Gebilde in Knotenschrift, erstellten, ist schon länger bekannt. Und auch, dass dabei eigene Haare als Zeichen einer Signatur eingeflochten wurden.  

Khipu: Die Knotenschrift der Inka

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Ein Khipu ist ein Aufzeichnungssystem, das aus geknoteten Schnüren besteht. Es wurde von den Inka und anderen Kulturen in den zentralen Anden Südamerikas verwendet.

Ein Khipu besteht aus einem Hauptstrang, an den Nebenstränge von 20 bis 50 Zentimeter geknüpft werden. Diese Nebenschnüre enthalten Knoten, welche Informationen vermitteln. Damit konnten Zahlen dargestellt werden, abhängig von der Art und der Position des Knotens. Neue Forschung zeigt nun, dass einige Khipus Erzählstrukturen besitzen. Dabei sind auch eingewobene Farben, Materialien und die Verdrehungsrichtung der Fäden von Bedeutung.

Weltweit gibt es vermutlich nur noch etwa 1400 Khipus, da viele von den spanischen Kolonialisten zerstört wurden.

Ein solches Haar aus einem Khipu von etwa 1498 hat jetzt ein Forschungsteam analysiert.

Die Ernährung verrät sozialen Rang 

Die Forschenden haben die Isotope von Schwefel, Kohlen- und Stickstoff im Haar bestimmt. Diese verrieten ihnen, wie sich die Person ernährt hatte. 

Die Spurensuche im Detail

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Das analysierte Haar ist mindestens 104 Zentimeter lang. Ausgehend von der Annahme, dass Haare etwa einen Zentimeter pro Monat wachsen, entspricht dies mindestens acht Jahren.  

Das Haar wurde einmal gefaltet und gedreht in den Hauptstrang des Khipu eingewoben. Analysiert wurden die beiden Enden dieses Haars, die somit etwa acht Jahre auseinanderliegen.  

Das Forschungsteam hat das Gewicht der einzelnen chemischen Elemente in diesem Haar bestimmt (mithilfe der Massenspektrometrie). Das Spannende daran: Nicht jedes Atom eines Elements - wie Stickstoff oder Kohlenstoff - ist gleich schwer. Das liegt daran, dass die Anzahl an Neutronen im Kern variieren kann. Solche sogenannten Isotope gibt es für die meisten chemischen Elemente. Und diese Isotope zeigen an, aus welcher Nahrungsquelle sie stammen.  

Die Person hat vorwiegend Knollen und Gemüse gegessen. Das entsprach der Ernährungsweise von Personen mit einer geringeren Stellung. Angehörige der Elite assen deutlich mehr Fleisch und Mais.  

Ist eine andere Erklärung möglich? 

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Wie bei jeder guten Forschungsarbeit haben die Forscherinnen und Forscher über andere Erklärungsmöglichkeiten nachgedacht. Denkbar wäre, dass eine Person der Elite über mehrere Jahre aus rituellen Gründen kein Fleisch gegessen hätte. Ein Verzicht auf Mais hingegen ist gemäss Forschungsgruppe sehr unwahrscheinlich. Zu wichtig war das zeremonielle Biertrinken, vor allem als Khipukamayuq, wie die Khipu-erstellenden Personen in Quechua bezeichnet werden. Also als Hüterinnen und Hüter der Khipus.  

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