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Egli
Legende: 300 Tonnen Egli pro Jahr aus der Schweiz: Die Nachfrage nach frischem inländischem Fisch steigt. Keystone

Mensch Auf den Fisch gekommen

In der Schweiz sind jüngst eine ganze Reihe neuer Fischfarmen entstanden. Die Indoor-Anlagen liefern frischen Fisch direkt aus der Schweiz. In Zeiten der Fleischskandale ein gefragtes Angebot, wie das Beispiel der Eglizucht von Raron zeigt. Doch auch die inländische Fischzucht ist nicht einwandfrei.

Die Schweizer Bevölkerung isst heute doppelt so viel Fisch wie vor gut 20 Jahren. Dabei steigt auch die Nachfrage nach frischem Fisch aus der Schweiz. Die Fischzucht Valperca in der Walliser Gemeinde Raron produziert zurzeit 300 Tonnen Egli pro Jahr, fast ein Zehntel der gesamten inländischen Fischproduktion. Rudolf Moser, der Geschäftsführer dieser grossen neuen Indoor-Fischfarm sagt sogar: «Wir könnten noch mehr anbieten. Bisher haben uns die Frischfischabteilungen der Schweizer Grossverteiler noch jedes Kilo abgenommen.»

Wassersparend und nahe bei den Kunden

Doch nicht nur die Nachfrage nach frischem Fisch aus der Schweiz lässt die Walliser Fischzucht seit drei Jahren boomen. Auch die besondere, in der Schweiz noch junge Technik dieser Anlage trägt dazu bei: Die 34 Fischbecken der Valperca stehen nämlich in einer Halle; der Grossteil des Wassers zirkuliert darin in einem geschlossenen Kreislauf, der nur wenig Frischwasser benötigt. Mit biologischen Filtern wird das Wasser laufend gereinigt und fliesst sauerstoffangereichert zu den Fischen zurück. Der Vorteil: Anders als in offenen Gewässern, wo Fische im Winter das Wachstum einstellen, können die Indoor-Fischfarmer in ihrer geschlossenen Anlage das ganze Jahr hindurch Fische züchten – wassersparend, mit wenig Energie und nahe bei den Schweizer Kunden.

Becken in der Halle der Fischzucht in Raron im Kanton Wallis
Legende: Fischzucht im Wallis: Rund eine halbe Million Egli tummeln sich in den 34 Becken der Indoor-Anlage in Raron im Kanton Wallis. Keystone

Mittlerweile sei die sogenannte Kreislauftechnologie auch so weit erprobt, dass sich Fische wie der Egli damit gut züchten lassen, weiss Markus Vainer. Der Biologe und Fischzuchtleiter der Valperca züchtet die Egli vom Ei bis zum schlachtreifen, zehn Monate alten Tier selber: «Alles kommt bei uns aus einer, unserer Hand, und im Gegensatz zu offenen Zuchten in Netzgehegen separieren wir die Fischgülle, statt sie einfach in die natürlichen Gewässer zu leiten.»

Der Haken liegt beim Futter

Trotz solcher Pluspunkte, auch die einheimische Egli-Zucht hat einen Haken und zwar beim Fischfutter: Weil Egli Räuber sind, also in der Natur andere Fische fressen, benötigen sie im Futter einen gewissen Anteil Fischmehl und -öl. Diese tierischen Proteine jedoch stammen von Fischen aus den Weltmeeren – und die sind zunehmend überfischt. Die Fischzüchter von Raron  verwenden daher zumindest zertifiziertes Fischfutter aus kontrollierten Fanggebieten. Das vermindert den ökologischen Druck auf die Meere etwas. Vermeiden kann es ihn nicht.

Nachhaltiger wäre es, Fische zu züchten, die pflanzliche Kost akzeptieren, wie das zum Beispiel eine Indoorfischzucht in Basel mit dem Buntbarsch Tilapia im kleinen Rahmen tut. Bloss: Die grosse Nachfrage nach frischem Fisch geht in eine andere Richtung. Beliebt sind in der Schweiz die Räuber: nebst dem Egli auch Forellen, Lachs oder Zander. Eine Lösung fürs Futterproblem ist aber in Sicht. Biologen am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL in Frick arbeiten an einem Insektenmehl. Sie hoffen, damit das Fischmehl bis in wenigen Jahren ersetzen zu können.

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