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Bildmontage: Ein schlafender Mann mit Elektroden, im Vordergrund die Hirnstromwellen.
Legende: Gehirnbildung im Tiefschlaf: Wann Fakten und Ereignisse in unser Langzeitgedächtnis übergehen, ist an typischen Hirnstromwellen zu erkennen. SRF

Mensch Besseres Gedächtnis im Schlaf

Haben Sie sich auch schon mal das Vokabelheft unters Kopfksisen gelegt in der irrsinnigen Hoffnung, das helfe beim morgigen Test? Natürlich weiss man, dass es nicht klappen wird. Aber dem Traum, im Schlaf zu lernen, könnte mit Tönen nachgeholfen werden.

Die Probanden in Jan Borns Schlaflabor an der Universität Tübingen haben gerade 120 Wortpaare auswendig gelernt, jetzt dürfen sie sich hinlegen und schlafen. Ihre Köpfe sind mit Elektroden übersät, die ihre Hirnaktivitäten auf den Computer-Bildschirm des Schlaf- und Gedächtnisforschers Born übertragen. Über Stöpsel im Ohr spielt er seinen Probanden regelmässig Töne vor. Er will wissen, ob sie sich dadurch besonders viele Wortpaare merken können.

Schlaf hat viele Funktionen. Aber die wichtigste ist für Jan Born, dass im Schlaf Gedächtnis gebildet wird. Schon in früheren Testreihen hat er gezeigt, dass Vokabeln, die wir vor dem Schlafengehen lernen, besser im Gedächtnis verankert werden als wenn wir sie frühmorgens büffeln. «Lange hat man gedacht, dass diese gedächtnisbildende Funktion im REM-Schlaf – im Traumschlaf – stattfindet, das ist falsch», sagt der Experte, «unsere Forschung zeigt, dass tatsächlich vor allen Dingen im Tiefschlaf Gedächtnis gebildet wird.»

Langsame Wellen intensivieren

REM-Phase und Tiefschlaf zeigen sehr unterschiedliche Gehirnaktivitäten. Charakteristisch für den Tiefschlaf sind so genannte langsame Oszillationen. Diese hohen und langsamen Hirnstromwellen sind massgeblich an der Einspeicherung von Informationen in unser Langzeitgedächtnis beteiligt. Jan Born will sie verstärken und damit die Gedächtnisbildung verbessern.

Ein Mann sitzt vor einem Bildschirm, der Hirnstromwellen zeigt.
Legende: Die Forscher verfolgen die Schlafphasen: Den Tiefschlaf erkennen sie an typischen langsamen Hirnwellen. Am Höhepunkt der Kurve gibt es einen Klick-Laut. SRF

Und nun kommen die Kopfhörer ins Spiel. Sobald seine Probanden im Tiefschlaf sind, spielt Jan Born ihnen in regelmässigen Abständen ein 50 Millisekunden langen Rauschton ein, der den Schlaf jedoch nicht stört. Das Rauschen soll die langsamen Oszillationen sozusagen anschubsen und ihre Amplitude erhöhen.

Rauschen aus dem Smartphone

Tatsächlich konnten sich Probanden, die im Schlaf das Rauschen eingespielt bekommen hatten, am nächsten Morgen an rund neun Wortpaare mehr erinnern als Vergleichspersonen, denen keine Töne vorgespielt worden war.

Jan Born ist zuversichtlich, dass solche Geräte in naher Zukunft sogar für den Alltagsgebrauch entwickelt werden könnten: «Man kann sich vorstellen, dass dann Verstärker mit einem Stirnband getragen werden.» Wenn man sie mit einem Smartphone koppele, könnte uns dann eines Tages unser Smartphone in der Tiefschlafphase zur richtigen Zeit die richtigen Töne vorspielen.

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