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Landwirt Wisi Zgraggen vor seinen Kühen auf seinem Bauernhof.
Legende: Hofherr ohne fremde Hilfe: Landwirt Wisi Zgraggen hat gelernt, seinen Hof trotz des Handycaps zu führen. SRF

Mensch Den eigenen Hof im Griff – auch ohne Arme

Der Urner Bauer Wisi Zgraggen war 25-jährig, als er bei einem Arbeitsunfall beide Arme verlor. Die IV empfahl ihm die Rente. Stattdessen rüstet er auf eigene Kosten seinen Hof um, damit er ihn selbst bewirtschaften kann – Tatkraft und Optimismus in Person. «10vor10» hat ihn zwei Tage lang begleitet.

Als der junge Bauer Wisi Zgraggen ohne Arme auf dem Feld liegt, glaubt er fest daran, dass man ihm die Arme wieder annähen kann. Seinen Schwager bittet er, die Arme aus der Maschine zu holen, die ihm diese ausgerissen hat – und einzupacken. Während er auf dem Feld liegt und auf den Rega-Helikopter wartet, ruft er als erstes seine Frau Angelika an und sagt ihr, es gehe ihm gut – er lebe. Angelika ist damals mit dem zweiten Kind schwanger.

Seinem Vater legt Zgraggen ans Herz, alle Kühe zu verkaufen und den Hof auf eine pflegeleichtere Rasse umzustellen – Zgraggen ist ein unglaublich pragmatischer Mensch. Er weiss, was es braucht. Er hängt nicht der Vergangenheit hinterher, sondern lebt im Hier und Jetzt. Selbst wenn er heute über seinen Unfall spricht, kann er immer wieder lachen.

Kreative Lösungen gefunden

Doch eigentlich redet er nicht mehr gern darüber. Denn vergangen ist vergangen. Längst hat er von seinen Armen Abschied genommen und meistert fast den ganzen Alltag auch ohne sie. Auch wenn so Vieles allein undenkbar ist – auf die Toilette gehen, in Papieren wühlen oder auch: seine Frau zu umarmen.

Das Bild zeigt das Lenkrad im vorderen Teil vom Auto des Landwirtes, das er nach dem Verlust beider Arme mit den Füssen bedient.
Legende: Lenken mit den Füssen: Das Auto des Bauern wurde für seine Bedürfnisse umgebaut – dann war eine neue Fahrprüfung fällig. SRF

Statt sich von dem herunter ziehen zu lassen, was er nicht mehr kann, meistert er auf kreative Weise und mit Köpfchen, was erstaunlicherweise noch ganz gut geht: Tiere füttern, Mist austragen, Stroh verteilen.

«10vor10» hat den Bauern, der inzwischen vier 4 Kinder hat, während zwei Tagen begleitet. «Ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt» sagt Reporter Stephan Rathgeb, «der von Kopf bis Fuss einen solch ungetrübten Optimismus ausstrahlt.»

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