Tägerwilen ist attraktiv für Zuzüger: Autobahnanschluss, gute Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr und die Nähe des Vorortes zu Kreuzlingen und Konstanz. Letztes Jahr sind 197 Leute neu hierher gezügelt: ein Plus von 4,8 Prozent. Der Gemeinderat wünscht sich ein Bevölkerungswachstum von jährlich 1 Prozent – doch das Wachstum lässt sich kaum steuern.
Der Politik sind jedenfalls die Hände gebunden. «Bauland bleibt Bauland», sagt der parteilose Gemeindeammann Markus Thalmann, «will ein Grundeigentümer bauen, kann das der Gemeinderat nicht verhindern.» Für die Zukunft ist bei dieser Entwicklung abzusehen, dass bebaubarer Boden knapp werden könnte.
Kreuzlingen: vom Rückgang zum Wachstum
Diese Entwicklung hat Kreuzlingen bereits hinter sich: Bauland ist rar. Vor 20 Jahren kämpfte die Stadt noch mit einem Bevölkerungsschwund. Ein liberaler Zonenplan sollte die Bautätigkeit ankurbeln. Die Personenfreizügigkeit und hohe Mietpreise in Konstanz brachten den Wandel.
Stadtrat Michael Dörflinger stellt nun erstmals eine Verlangsamung fest: «Es gibt kaum mehr freie Parzellen», sagt er, «wer neu bauen will, muss zuerst ein altes Gebäude abbrechen. Und das verlangsamt die Entwicklung.»
Der Boom dürfte zu Ende sein
Heute kostet eine 4,5-Zimmer-Eigentumswohnung in Kreuzlingen rund 600‘000 Franken. Vor ein paar Jahren waren es erst 400‘000 Franken. Immobilien-Experte Werner Fleischmann sieht Anzeichen dafür, dass der Boom nicht mehr weitergeht.
«Die Zinsen können nicht mehr weiter sinken», erklärt der Fachmann, «ausserdem ist unklar, wie viele Zuwanderer nach Annahme der SVP-Initiative in die Schweiz kommen.» Damit würden ihm zufolge die zwei wichtigsten Preistreiber wegfallen.
Einsprachen blockieren Projekte
Generalunternehmer Konrad Häberlin ist spezialisiert auf grosse Überbauungen. In den letzten drei Jahren fand er kaum mehr Bauland: Das Thurgauer Planungsgesetz verlangt die Verdichtung nach innen, um grüne Wiesen zu schonen. Doch diese Verdichtung bringt Probleme.
Häberlin verbringt mittlerweile die Hälfte der Arbeitswoche damit, Einsprachen aus der Nachbarschaft zu bearbeiten: «Wir verhandeln über Grenzabstände oder treten Tiefgaragenplätze ab. Ein Kompromiss ist schlussendlich immer besser als ein langer Rechtsstreit.»