«Wir sind so gut gerüstet, wie man gerüstet sein kann», sagt Jonas Marschall, Infektiologe und Leiter Hygiene am Berner Inselspital. «Fakt ist, es gab noch nie einen Ebola-Ausbruch ausserhalb Afrikas, wir haben keine Erfahrung damit.» Deshalb versuchen er und eine Team sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Das geschieht unter anderem mit regelmässigen Trainings, in denen das medizinische Personal alle möglichen Abläufe und Szenarien immer wieder durchspielt.
Zum Beispiel dieses: In einem durch Schleusen gesicherten Isolierzimmer untersucht ein Assistenzarzt unter den Augen von Jonas Marschall gerade einen fiktiven Patienten, der mit Verdacht auf Ebola auf die Station eingeliefert wurde. Im Raum herrscht Unterdruck, der verhindert, dass Erreger, welcher Art auch immer, über die Luft nach aussen gelangen könnten.
Einfache Schutzausrüstung reicht
Auffallend: der behandelnde Arzt trägt nur Handschuhe, Maske, Brille und eine Schürze, also keinen «Mondanzug» mit Spezialhaube und Atemgerät, wie man es von den täglichen TV-Bildern aus Westafrika kennt.
Das hat nichts damit zu tun, dass es sich hier nur um eine Übung handelt, sondern mit dem Übertragungsweg des tödlichen Virus. «Ebola ist nur über Körperflüssigkeiten ansteckend», erklärt Infektiologe Jonas Marschall, «im hygienisch einwandfreien Umfeld eines Schweizer Spitals ist die scheinbar einfache Schutzausrüstung auch im Ernstfall völlig ausreichend.»
Natürlich würden den Mitarbeitenden notfalls auch Ganzkörperanzüge mit Atemschutzsystem zur Verfügung stehen. Doch die Arbeit in Vollmontur ist eher behindernd als hilfreich – und ausserdem schweisstreibend. Mehr als ein bis zwei Stunden hat das in den Trainings bisher keiner der Ärzte und Pflegenden ausgehalten.
Immer mehr Helfer infizieren sich
Umso mehr zieht Jonas Marschall den Hut vor all jenen, die in den Ebola-Gebieten Westafrikas unter widrigsten Bedingungen gegen die tödliche Seuche ankämpfen und sich dabei aber immer öfter auch selbst mit dem Virus infizieren. Bis Ende August steckten sich laut Weltgesundheitsorganisation WHO 240 Mediziner und Helfer mit Ebola an, mehr als die Hälfte von ihnen starb.
Neben vielen andern hat auch die Schweiz zugesichert, infizierte Mitarbeitende, wenn nötig, heimzuholen. Und auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass hier bei uns Verdachts- oder gar Ernstfälle auftreten könnten, müssen die grossen Kliniken heute bereit sein.
Das Berner Inselspital ist vorbereitet und alles andere als in Panik, wie Infektiologe Jonas Marschall betont: « Man muss sich klar sein, dass Ebola eine Krankheit ist, die töten kann. Aber ich denke, dass die Situation bei uns sehr anders ist als in Westafrika.» So wie es aussieht, hätte Ebola bei uns kaum eine Chance.