Drei-Eltern-Babys haben einen biologischen Vater und zwei biologische Mütter. Anders als Kinder, die mit Hilfe einer Samen- beziehungsweise Eizellenspende oder dank einer Leihmutter auf die Welt kommen, tragen diese Babys die Gene von drei Menschen in sich: Gene von Vater, Mutter und einer Gen-Spenderin. Diese zweite Frau vererbt dem Kind jene Gene, die bei der Mutter eine Mutation haben und dazu führen, dass deren Kinder schon vor der Geburt sterben oder krank zur Welt kommen.
Defekte Gene in den Mitochondrien
Die jetzt vom britischen Parlament bewilligte künstliche Befruchtungstechnik kann nur ganz bestimmte, seltene Gendefekte verhindern. Es handelt sich um Fehler auf Genen, die allein durch die Mutter weitergegeben werden. Diese defekten Gene sitzen an einer besonderen Stelle unseres Erbguts und können daher recht gezielt ersetzt werden: Sie befinden sich nicht in den Zellkernen, die den allergrössten Teil unseres Erbguts beherbergen, sondern treten in der mitochondrialen DNA auf.
Mitochondrien sind Zellstrukturen, die in der Flüssigkeit zwischen Zellmembran und Zellkern herumschwimmen. Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen und haben ein eigenes Erbgut. Dieses macht zwar nur einen geringen Anteil an unserem Erbgut aus. Doch wenn diese DNA fehlerhaft ist, hat das schwerwiegende Konsequenzen für Organe und Prozesse, die viel Energie benötigen: zum Beispiel das Herz, das Gehirn oder die Muskulatur.
Mitochondriopathien führen oft zu Fehlgeburten und Kinder, die mit solchen Defekten auf die Welt kommen, haben eine geringere Lebenserwartung. Sie leiden oft unter einer verminderten Herzleistung, geistiger Behinderung oder Muskelschwäche. Schätzungsweise einer von 4‘000 Menschen leidet unter einer solchen unheilbaren Störung.
Die ersten Babys ab 2016
Nach dem Entscheid des britischen Parlaments werden in Grossbritannien wohl bereits 2016 die ersten Drei-Eltern-Babys geboren werden. Experten rechnen mit ungefähr zwölf Kindern pro Jahr. Sie tragen das Erbgut von drei Menschen in sich. Doch gleichen sie nur zweien: dem Vater und der Mutter, von der sie ausgetragen wurden und von der der Zellkern stammt. Denn von diesen beiden stammen je fast 50 Prozent ihrer Gene. Trotzdem fürchten Kritiker dieser Methode einen «slippery slope», einen ersten Schritt hin zur Eugenik und zum Designer-Baby.
Tatsächlich greift diese Methode in die Keimbahn ein und damit in die Erbsubstanz eines Menschen und dessen Nachkommen. Doch ist dies nicht das erste Mal. Bereits heute leben etwa 30 bis 50 Jugendliche, die in den USA auf diese Weise gezeugt wurden. Die Technik wurde von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA jedoch im Jahr 2002 verboten. Die Methode wurde als zu unsicher beurteilt, weil Chromosomenfehler auftraten.
Zwar wurde die Methode unterdessen in Grossbritannien weiterentwickelt. Doch wird sie von einem britischen Experten-Team nicht als sicher bewertet, sondern lediglich als «nicht unsicher».
Radio SRF4 News, 4.2.2015, ab 9:23