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Ein Mann hockt auf einem Berg von Kartoffeln, ein zweiter leert gerade einen Korb mit Kartoffeln auf dem Berg aus.
Legende: 70 Prozent mehr Nahrungsmittel als heute: Soviel müsste produziert werden, um die Ernährungssicherheit für eine wachsende Weltbevölkerung sicher zu stellen. Keystone

Mensch Ernährungssicherheit – ein Wort in aller Munde

In der Schweiz muss niemand hungern. Die letzte Hungersnot liegt bereits 200 Jahre zurück. Trotzdem ist Ernährungssicherheit auch hierzulande ein Thema – auf die eine oder andere Weise wird sie uns alle betreffen.

Die Schweiz ist satt. Aber sie ist dennoch mit dem Stichwort Ernährungs- oder Nahrungssicherung konfrontiert – auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Zuletzt im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme des Schweizer Saatgutherstellers Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern Chem-China. Mitte Januar schon, als die Initiative für Ernährungssicherheit des Schweizer Bauernverbands im Parlament auf kargen Boden fiel. Und sie ist ein wichtiges Argument für die Juso-Initiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln», über die die Schweizer Stimmberechtigten am 28. Februar abstimmen.

Schönes Konzept – wenig Wirkung

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1816 – Hungerkrise in der Schweiz: Vor 200 Jahren erlebte die Schweiz die letzte Hungersnot. Im «Jahr ohne Sommer» , ein Jahr nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tamboro, kühlte der Vulkanstaub das Klima in Europa und Nordamerika ab und vernichtete grosse Teile der Ernte.

Ernährungssicherheit ist mehr als die Abwesenheit von Hunger. Es zählt auch die Gewissheit, dass dies so bleibt. Menschen sollen weder hungern, noch in der Angst vor Hunger leben müssen.

Genau 20 Jahre ist es her, dass der erste Welternährungsgipfel in Rom erstmals dieses Konzept definiert hat. Ernährungssicherheit herrsche dann, wenn alle Menschen zu jeder Zeit Zugang zu ausreichendem, unbedenklichem und nahrhaftem Essen hätten. Der Gipfel hatte sich auch einen Aktionsplan verordnet: Die Zahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Ein Milleniumsziel, das nicht erreicht werden konnte.

Die Zahl der Hungernden ging zwar zurück. Dennoch sind heute 800 Millionen Menschen chronisch unterernährt – davon 162 Millionen Kleinkinder. Jedes siebte Kind ist untergewichtig. Die Ursachen sind vielfältig: Naturkatastrophen und politische Instabilität sind die wichtigsten. Probleme, die in den wohlhabenden Regionen dieser Welt eine untergeordnete Rolle spielen.

Wir brauchen 70 Prozent mehr Nahrungsmittel

Doch mit dem Klimawandel wird die Sorge um die Ernährungssicherheit zwangsläufig wieder eine globale. Der Weltklimarat erwartet, dass die Erträge wichtiger Grundnahrungsmittel zurückgehen werden. Studien prognostizieren beispielsweise einen Rückgang der Mais-, Weizen- oder Sojaernte um bis zu 30 Prozent bis ins Jahr 2050. Die Welternährungsorganisation FAO warnt , dass 2050 wegen des Klimawandels zusätzlich 24 Millionen Kinder in Armut leben werden. Gleichzeitig berechnet die Uno, dass die Erdbevölkerung 2050 um zwei Milliarden angewachsen sein wird, auf neun Milliarden Menschen. Um den weltweiten Kalorienbedarf dann zu decken, brauche es eine Nahrungsmittelsteigerung von 70 Prozent gegenüber heute.

Auch Ernährungssicherheit ist ein Geschäft

Die steigende Nachfrage verspricht Gewinn. Schon heute wird der drohende Hunger zum Geschäft der Satten. Staaten, global tätige Unternehmen und private Investoren kaufen in Afrika, Asien und Lateinamerika fruchtbare Böden in grossem Stil.

Die Landnahme, auch «Land Grabbing» genannt, zielt auf eine einseitig abgespeckte und ungerechte Variante der Ernährungssicherung. Diese Agrarflächen sollen dereinst die Mägen der Menschen in den investierenden Industrie- und Schwellenländern füllen. Doch das ist nicht, was der Ernährungsgipfel 1996 ursprünglich für alle Menschen postuliert hat. Nämlich: «Das grundlegende Recht eines jeden Menschen, frei von Hunger zu sein.»

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