Südlich der Sahara lebt fast die Hälfte der Menschen in Armut, gemäss Zahlen des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen. Aber in der Region gibt es auch viel Initiative und Aufbruch. So arbeitet die Makerere Universität in Ugandas Hauptstadt Kampala mit fast 20 ausländischen Instituten zusammen. Diese sogenannten Nord-Süd Partnerschaften sind mittlerweile zu einer wichtigen Geldquelle für die Universität geworden.
Drängende Probleme lösen
Andrew Kambugu, Direktor des Forschungsprogramms am Institut für Infektionskrankheiten, sieht in diesen Partnerschaften einen substantiellen Beitrag zur Lösung der Krise im afrikanischen Gesundheitswesen. «Wir haben in Uganda bestimmte Probleme, zum Beispiel mit Tuberkulose und HIV», erzählte Kambugu anlässlich eines Besuches bei seinen Projektpartnern in Zürich. Mit den Nord-Süd-Partnerschaften könne die Makerere Universität nun mehr zur Lösung dieser Probleme beitragen.
Materielles Ungleichgewicht
Es ist ein Projekt zweier ungleicher Partner. Die gut ausgestattete Universität Zürich auf der einen Seite und die Makerere Universität, wo es an vielem fehlt, auf der anderen Seite. Die Ärztin Amrei von Braun von der Universität Zürich arbeitet seit über einem Jahr in Uganda als Forscherin im HIV/Tuberkulose-Projekt. Mehrere Messgeräte hätten sie aus der Schweiz mitnehmen und Chemikalien für die Laboranalysen teils einfliegen lassen müssen, erzählt von Braun.
Das materielle Ungleichgewicht ist ein Grundproblem bei solchen Partnerschaften – für beide Seiten. Denn man will sich vom alten Schema der Entwicklungshilfe lösen: Es soll nicht einen edlen Spender und einen demütigen Empfänger geben.
Wer zahlt, befiehlt – nicht
Die Schweiz bringe zwar das Geld, aber die Ugander hätten gelernt, ihren Beitrag auch anzurechnen, erzählt Forschungsleiter Andrew Kambugu. Dazu zählten Arbeitskräfte, Laborräume und weiteres mehr, etwa statistische Analysen. Die Bemühungen, dass in diesem Nord-Süd Projekt beide Seiten als gleichberechtigte Partner auftreten wollen, sind spürbar. Und doch ist sie da, die Abhängigkeit, und birgt verschiedene Gefahren.
Negative Erfahrungen? Möglich...
Zum Beispiel, dass der finanziell schwächere Partner vom stärkeren ausgenutzt wird. Wenn also die Universität Zürich käme, so Kambugu, Blutproben nähme, diese einpacken und damit wieder nach Zürich verschwinden würde, wäre das eine ganz schlechte Zusammenarbeit.
Solche negativen Erfahrungen gäbe es durchaus; deshalb würden diese Projekte in Uganda auch nicht nur auf Begeisterung stossen. Die Angst, dass die «Weissen aus dem Norden» den Ugandern etwas wegnehmen würden, ist da. Wichtig sei deshalb, Projekte langfristig auszurichten.
Auf Schweizer Seite ist Jan Fehr für das HIV/Tuberkulose Projekt verantwortlich. Der Oberarzt für Infektiologie am Universitätsspital Zürich hat dafür eine Million Franken je zur Hälfte von der öffentlichen Hand und von Industriepartnern organisiert. Von Entwicklungshilfe mag Jan Fehr aber nicht reden. «Das Gefälle ist nicht wegzudiskutieren. Aber es geht darum, sich als gleichwertige Partner zu treffen», sagt Fehr.
Es gibt unglaublich viel Potential, das nicht ungenutzt bleiben darf.
Schliesslich bietet die Partnerschaft den Zürchern echten Nutzen, wie die Möglichkeit, Feldforschung zu betreiben. Feldforschung zu HIV beispielsweise, die sie in der Schweiz nicht durchführen könnten. Aber vor allem gebe es in Uganda viele gut ausgebildete, motivierte Ärzte und Wissenschaftlerinnen, von deren Wissen und Erfahrung die Universität Zürich profitieren könne.
«Es gibt unglaublich viel Potential, das nicht ungenutzt bleiben darf», sagt Jan Fehr, «das Projekt nicht zu machen, wäre eine verpasste Chance». Für beide Projektpartner, fügt er an.