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Aufnahme vom Campus der Stellenbosch Universität.
Legende: Bildungshoffnung für den Kontinent: An der Stellenbosch Universität, rund 50 Kilometer von Kapstadt entfernt, sind gegen 30‘000 Studierende eingeschrieben. Universität Stellenbosch / Erhardt Thiel

Mensch Forschung – die Hoffnung für Afrika

Afrika hat seine Universitäten lange vernachlässigt. Auch weil internationale Entwicklungshilfe in erster Linie in die Primarstufe investierte. Doch nun erstarken die Hochschulen. Sie sind ein wichtiger Motor für die Entwicklung, sagt Russel Botman, Rektor der Stellenbosch Universität bei Kapstadt.

Russel Botman ist häufig in Europa und den USA unterwegs. Der Uni-Rektor aus Südafrika will die Menschen im Norden davon überzeugen, dass Afrika eine Zukunft hat und dass die Universitäten dabei eine wichtige Rolle spielen. «Die Menschen etwa hier in der Schweiz wissen kaum, dass in Afrika herausragende Forschung gemacht wird besonders an den Universitäten», sagt er.  

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Russel H. Botman ist Theologe und Rektor der südafrikanischen Universität Stellenbosch. Ausserdem amtiert er als Vizepräsident der Vereinigung afrikanischer Universitäten (AAU) und ist Gründer des «HOPE Project» , das Wissenschaft zur Armutsbekämpfung einsetzt.

Lange seien die Universitäten in Afrika vernachlässigt worden – auch weil die internationale Entwicklungszusammenarbeit in erster Linie die unteren Schulstufen gestärkt habe, etwa die Primarschule. Universitätsbildung für Afrika galt lange als Luxus. «Inzwischen haben viele Länder aber grosse Fortschritte gemacht, auch was die Schulbildung von Mädchen betrifft», sagt Botman. «Und diese Mädchen sind nun bereit für das Studium.»

Wissenschaft – nah an den Menschen

Die Stellenbosch Universität bei Kapstadt gehört zu den besten des Kontinents. Ihre Vergangenheit als Ausbildungsstätte wichtiger Repräsentanten der Apartheid hat sie abgeschüttelt. Nun will die Hochschule die Probleme Afrikas lösen. Der Kontinent brauche afrikanische Forschung für afrikanische Probleme, sagt Botman. Das Credo seiner Hochschule lautet deshalb: so nah wie möglich zu den Menschen.

Einige Studierende der Stellenbosch Universität leben gar zeitweise im Slum, um herauszufinden, wie Forschung das Leben der Menschen dort verbessern könnte. Zur Zeit entwickeln sie zum Beispiel eine neue, zweckmässige Bauweise für Slumhütten, und setzen dabei auf günstige Solartechnologie .

Ein Grossteleskop als Hoffnungsträger

Das wissenschaftliche Vorzeigeprojekt Südafrikas ist aber ein riesiges Radioteleskop, das zusammen mit Australien gebaut wird. Das so genannte «Square Kilometre Array» (SKA) soll das Weltall in nie gesehener Genauigkeit untersuchen. Astronomen weltweit setzen grosse Hoffnungen auf die Daten, die ab 2019 in Südafrika gesammelt werden. 

Auch solche Projekte der Grundlagen-Forschung können Afrika voranbringen: «Das Radio-Teleskop wird Arbeitsplätze im Technologie-Sektor schaffen», sagt Russel Botman. «Und es wird auch dem Brain Drain entgegenwirken, also der Abwanderung von Forschern ins Ausland.» Ausserdem werde das Teleskop den Austausch zwischen Nord und Süd fördern, weil zahlreiche Wissenschaftler aus Europa und den USA nach Afrika reisen werden, so wie heute Forscher aus aller Welt zum Teilchenbeschleunigers am Cern in Genf reisen, um dort einige Wochen oder Monate zu forschen.

Technologietransfer künftig nach Norden?

Die Herausforderungen für Afrika sind immens, auch weil die Voraussetzungen für Innovation und Wohlstand heute, in Zeiten des Klimawandels, schwieriger geworden sind. «Wir können unseren Wohlstand nicht auf die gleiche Art und Weise schaffen, wie der Westen das getan hat», sagt Botman. Afrika müsse viel mehr Rücksicht auf die Umwelt nehmen. Daher sei die so genannte «Green Economy» mit ihrer ressourcen-schonenden Technologie für Afrika quasi Pflicht. Vielleicht könne von solcher Forschung und Entwicklung in Afrika dereinst auch der Norden profitieren, so Botman.

Möglicherweise wird die Schweiz also in zwanzig Jahren nicht mehr in erster Linie nach Asien blicken, um neue Forschungs- und Wirtschaftskooperationen einzugehen, sondern nach Afrika.

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