«Es ist ein Schlag in die Magengrube», sagte die behandelnde Ärztin Hannah Gay in einem Interview mit der Zeitung «USA Today» . Sie hatte das HIV-infizierte Kind unmittelbar nach der Geburt einer aggressiven anti-retroviralen Therapie mit drei Wirkstoffen unterzogen.
Keine Viren mehr nachweisbar
Das Resultat weckte grosse Hoffnungen: Die Zahl der Viren im Blut des Babys ging sofort massiv zurück und einen Monat später konnten keine Erreger mehr nachgewiesen werden. Nach eineinhalb Jahren brachte die Mutter ihr Kind nicht mehr zur Behandlung – und als sie sich nach fünf Monaten wieder meldete, liessen sich in mehreren Tests keine Viren mehr nachweisen.
Das schien die eigentliche Sensation und Bestätigung dessen, was Fachleute schon zuvor gehofft hatten: Eine aggressive Therapie unmittelbar nach einer Infektion mit HIV könnte den Erreger nachhaltig aus dem Körper vertreiben – auch bei Erwachsenen.
Zwar hatte es zuvor vereinzelt bereits Berichte über Babys und Erwachsene gegeben, die HI-Virus-frei wurden. Doch der Verlauf beim Kind aus den USA war weit besser dokumentiert und wurde im vergangenen Herbst im Fachmagazin «The New England Journal of Medicine» vorgestellt.
Rückschau: Bericht von März 2013:
Versteckte Erreger im Körper?
Die Hoffnung auf eine ursächliche Heilung hat sich also nicht erfüllt. Vielmehr scheint ein bereits bekanntes Phänomen eingetreten zu sein: HI-Viren sind nämlich in der Lage, sich in ruhenden Zellen zu «verstecken».
Diese «schlafenden» Viren sind mit Bluttests nicht nachweisbar: Sie können ihre Reservoirs im Hirn und im Verdauungsstrakt auch nach langer Zeit wieder verlassen und in den Körper ausschwärmen.