Damenhüte waren schon im Mittelalter nicht nur Kopfschmuck, sondern auch Statussymbol. Mehr Geld, mehr Macht, mehr Hut – so lautete die Gleichung.
Der Hennin, ein kegelförmiger, mit Schleiern behängter Hut, war reichen Bürgerinnen oder einer Adeligen vorbehalten. Prinzessinnen trugen Exemplare, die oft bis zu einen Meter in die Höhe ragten. Dagegen war die Kopfbedeckung einer Magd ein einfaches Häubchen aus Leinen. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts kamen solche riesigen Hauben jedoch in allen Gesellschaftsschichten in Mode. Die so genannten Schutenhüte waren reich dekoriert und wirkten durch ihre Trichterform wie die Scheuklappen von Pferden. Je nach Wohlstand waren sie aus Stroh, Seide oder Atlas, einem glänzenden, seidenartigen Stoff.
Moden im Wechsel von gross und klein
In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wurde kleiner wieder modern – in Gestalt von Hauben für verheiratete Frauen. Daher stammt der Ausdruck «Unter die Haube kommen». Unverheiratete durften ihr Haupt dagegen unbedeckt lassen. So wurde die Haube allmählich zum Symbol für Unterordnung und Demut, das bis heute in der Kleidung von Nonnen oder Krankenschwestern zu finden ist.
In der besseren Gesellschaft freilich zeigte der Hut weiterhin den Status seiner Trägerin. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es Hüte mit breiter Krempe – nach dem Grundsatz: Je reicher mit Federn, Schnüren oder Blumen geschmückt, desto höher der soziale Stand der Dame.
Hut mit Botschaft im 20. Jahrhundert
Ab den 1920er Jahren wurden einige Hüte zum Zeichen der Emanzipation. Mit dem sogenannten Topfhut drückte die Frau den Wunsch nach Jugendlichkeit und Sportlichkeit aus: Das Haar wurde vom engen Hut verdeckt, um sexuelle Reize für den Mann zu verdecken. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurden die Kopfbedeckungen schlichter. Nicht nur der freiere Lebensstil war dafür verantwortlich, sondern auch die Verbreitung des Personenwagens: Ein hoher Hut störte beim Fahren.
Die Kulturrevolution ab 1968 führte schliesslich dazu, dass der Hut als altmodisch galt. Er wurde zum Symbol von überholten Rollenklischees und abgestandenen Traditionen. In den Augen von Modestilisten hat er sich davon bis heute nicht erholt.
Die Mode unter Männern und Frauen, «sich farbige Zipfelmützen über den Kopf zu stülpen», findet der Huthistoriker und Direktor der städtischen Museen von Konstanz, Tobias Engelsing, sogar unfreiwillig komisch. «Es ist ein Versuch seine Kindheit zu verlängern», so Engelsing, «in Zeiten der Regression ist die Bindung ans Elternhaus wieder wichtiger geworden».