Einem Adlerhorst gleich thront die Fornohütte auf über 2500 Metern über dem Meeresspiegel. Mitte April ist es noch bitterkalt und unwirtlich. In der Küche dagegen ist es warm wie in einer Sauna. Hier bereiten Fritz Loretan und seine Gehilfin Tamara das Nachtessen für mehr als 20 Gäste vor, die meisten von ihnen Tourenskifahrer aus dem Unterland und Österreich.
Mehr als 40 Jahre lang waren die Alpen Fritz Loretans Beruf: als Bergführer, Bergretter und Hüttenwart beim SAC, dem Schweizerischen Alpenclub.Jahrelang war der gebürtige Kandersteger auf der Fründenhütte im Berner Oberland stationiert. Seit 2008 ist er für die südlich von Maloja gelegene Fornohütte verantwortlich, in der pro Jahr rund 2500 Übernachtungen gezählt werden.
Bundesräte im Oberland
Gab es besondere Momente in seiner Laufbahn? Ja, stolz zeigt er Fotos von jenem «Bundesratsreisli», das Adolf Ogi im Jahr 2000 auf die Fründenhütte organisiert hatte. «Ich sagte, dass wir hier oben alle per Du sind miteinander. Da musste der Deiss laut herauslachen», erzählt Loretan. Und er erinnert sich daran, wie in den 70er-Jahren viele Alpinisten ihr Essen, vor allem Suppe, noch selbst mitbrachten. Heute gebe es das kaum mehr.
Hüttenwart – dieser Beruf sei nichts für «Aussteiger», meint der gelernte Zimmermann und passionierte Hobbykoch. Arbeitstage von 16 bis 17 Stunden sind im Winter Alltag. Dennoch nimmt der 63-Jährige nun mit Wehmut Abschied.
Wegen Problemen mit dem Rücken musste Fritz Loretan sich frühpensionieren lassen. «Für mich geht eine Ära zu Ende», sagt er und blickt wehmütig in die strahlende Kulisse des Bergells. Der Abschied fällt dem Freund der Berge sichtlich schwer.