Beat Göpfert, im Video wirkt bei einer Landung das 13-fache Körpergewicht auf die Gelenke ein. Wie hält unser Körper das aus?
Auch im Alltag sind wir kurzzeitig relativ hohen Beschleunigungen ausgesetzt. Schon nur beim normalen Treppensteigen oder talwärts Wandern kann das fünffache Körpergewicht auf Hüft- oder Kniegelenke wirken. Wenn wir stolpern, ist es sogar das sieben- oder achtfache Körpergewicht. Unser Skelett ist für solche Schläge also gewappnet. Mehr noch: Wir brauchen regelmässig Erschütterungen wie beim schnellen Gehen, damit die Knochen gesund und stark bleiben.
Kann man sagen, ab wann es zu viel ist und ein Knochen bricht?
Das ist sehr unterschiedlich. Mit dem Alter werden die Knochen spröder und brechen leichter. Es spielt auch eine grosse Rolle, wie die Kraft wirkt. Das ist wie bei einem Bleistift: Wenn ich präzise die Längsachse belaste, kann er einer ziemlich hohen Kraft standhalten. Wenn ich ihn aber biege und die Kraft seitlich wirkt, bricht er viel früher. Deswegen gibt es keine allgemeinen Richtwerte.
Nützt Krafttraining etwas?
Eine gute Muskulatur ist sehr wichtig, sie kann vor Verletzungen schützen. Es kommt aber nicht alleine auf die Masse an, sondern noch fast mehr auf die Koordination im Muskel und das Zusammenspiel zwischen den Muskeln. Ein Bodybuilder hat also nicht unbedingt den besseren Schutz als jemand, der drahtig ist, aber über eine gute Koordination verfügt.
Sind die Kräfte beim Parkour aussergewöhnlich hoch?
Bei den Landungen werden sicher Spitzenwerte erzielt. Aber bei einem Kunstturner, einem Leichtathleten oder auch einem Fussballer, der in vollem Lauf einen Haken schlägt, wirken ähnliche Kräfte. Staunen muss ich immer wieder über die Belastungen in Sportarten, von denen man denken würde, dass sie weniger intensiv sind. Auf das Kniegelenk eines Golfspielers können beim Abschlag die gleichen Druckkräfte wirken, wie wenn man mit den Skis zügig carvt.