Tipp 1: Götter, Gene, Genesis – die Biologie der Religionsentstehung
Überall auf der Welt gibt es Religionen. Doch woher kommt die Religiosität des Menschen? Sie ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hat sich aus natürlichen Verhaltensweisen des Menschen entwickelt. Diese These vertritt das Autorentrio zwei Religionswissenschaftler und ein Biologe.
Anhand von archäologischen Fundstücken versuchen sie die Ursprünge von Religiosität in der Menschheitsgeschichte zu rekonstruieren. Die ersten religiösen Vorstellungen entwickelten sich laut den Autoren vermutlich erst mit der Sesshaftwerdung des Menschen vor circa 10’000 Jahren. Erst dann finden sich Zeugnisse von Kulthandlungen – etwa Opfergaben für Verstorbene.
Die ersten Religionen seien eng verknüpft gewesen mit einem Glauben an ein Weiterleben im Jenseits. Allmählich seien die Verstorbenen mit immer mehr Macht über das Leben der Menschen ausgestattet worden und die Vorstellung einer Götterwelt habe sich entwickelt.
«Götter, Gene, Genesis» ist bei Springer-Spektrum erschienen.
Tipp 2: Wahre Monster – ein unglaubliches Bestarium
Fast wie ein kleines Kind, das die Neugier gepackt hat, schreibt sich Caspar Henderson durch die Welt mittelalterlicher Tier- und Fabelwesen und schafft so ein eigenes kleines Bestiarium. Es sind Erzählungen, die sich meist an wissenschaftliche Fakten halten, teilweise aber auch ins Fantastische abdriften. Wie es sich eben gehört, für ein Bestiarium.
Es macht Spass, den Gedankengängen des Autoren zu folgen und man lernt nebenbei so einiges über die 27 beschriebenen Tiere, vom Axolotl – dem nach einer Ampution voll funktionstüchtige Arme und Beine nachwachsen – bis zum Japanmakaken. Auch vor Drachen und Einhörnern macht Henderson nicht halt: «Wahre Monster» ist ein Lesevergnügen, das nicht immer streng wissenschaftlich ist.
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Bild 1 von 3. Fabelhafte Bestien:. Riesenkraken inspirieren die Menschen seit Jahrhunderten zu – meist sehr bedrohlichen – Zeichnungen fantastischer Wesen. So basieren wohl das Seemonster «Lotan» mit seinen sieben Köpfen und der biblische «Leviathan» auf Kraken. Und, es gibt sie ja tatsächlich: Enteroctopus dofleini, der Pazifische Riesenkraken, wird bis 250 Kilogramm schwer. Bildquelle: Pauline Altmann und Judith Schalansky bei Matthes & Seitz Berlin.
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Bild 2 von 3. Quetzalcoatlus:. Er war der grösste bekannte Flugsaurier und wog mit 60 bis 80 Kilo soviel wie ein Mensch. Quetzalcoatlus lebte in der Oberkreide, vor rund 70 Millionen Jahren. Henderson zieht Vergleiche zum Menschen, der fliegen will – es aus eigener Kraft aber doch nicht schafft. Ausser, so halbwegs, wenn er sich in einem Wingsuit von einer Felskante stürzt. Bildquelle: Pauline Altmann und Judith Schalansky bei Matthes & Seitz Berlin.
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Bild 3 von 3. Bärtierchen:. Die Winzlinge leben entweder im Wasser oder in feuchten Umgebungen und werden kaum einen Millimeter gross – sind aber sehr hart im Nehmen: Sie überleben Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt von minus 273 Grad Celsius. Aber auch hohe Drücke oder Vakuum machen ihnen nichts aus. Auch im Weltall überleben sie, aussen an der Rakete natürlich. Bildquelle: Pauline Altmann und Judith Schalansky bei Matthes & Seitz Berlin.
«Wahre Monster – ein unglaubliches Bestarium» erschien bei Matthes & Seitz Berlin.
Tipp 3: Das graphische Gesamtwerk von Alexander von Humboldt
Dieses Werk ist ein beeindruckendes Bilderbuch. Zu finden sind darin alle Zeichnungen des berühmten deutschen Naturforschers aus dem 19. Jahrhundert. Herausgeber Oliver Lubrich von der Universität Bern hat sie zum ersten Mal in einem Band versammelt.
Auf gut 800 Seiten breitet sich die reiche Bildwelt des Forschers aus, der viel herumreiste und immer Stift und Papier dabei hatte. Zu sehen sind technische Zeichnungen, Landschaften, geologische Schnitte, Zeichnungen von Ureinwohnern sowie viele Tiere und Pflanzen. Die erste Ausgabe des Buches ist schon fast vergriffen. In der dritten Januarwoche soll aber bereits die zweite Auflage erscheinen.
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Bild 1 von 5. Seitenweise malte Humboldt Schneckenhäuser und Muscheln, mit viel Liebe zum Detail. Bildquelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
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Bild 2 von 5. In dieser Szene vom Fluss Orinoco in Venezuela wird deutlich, wie die westliche Welt zur Zeit Humboldts auf indigene Völker schaute: Die Ureinwohner knien zwischen den Entdeckern aus dem Westen (links im Bild) und den Affen (rechts). Bildquelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
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Bild 3 von 5. Alexander von Humboldt war ein Pionier der Infografik. Hier ein Querschnitt durch die Anden, auf dem zu sehen ist, welche Pflanzen auf welcher Höhe wachsen. Bildquelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
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Bild 4 von 5. Tiere und Pflanzen gehören zu Humboldts liebsten Motiven. Im Bild ein Andenkondor. Bildquelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
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Bild 5 von 5. Nun sind die Zeichnungen des Naturforschers erstmals in einem Band vereint. Bildquelle: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
«Alexander von Humboldt: Das graphische Gesamtwerk» erscheint bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft.
Tipp 4: Der Nazi und der Psychiater
In «Der Nazi und der Psychiater» geht es um die Geschichte zweier Männer: Der eine wird im zerstörten und ausgehungerten Nachkriegs-Europa des Jahres 1945, mit einem Dutzend Koffer voller Luxusgüter von den Alliierten festgesetzt. Dem anderen fällt die Aufgabe zu, diesen Gefangenen psychisch und physisch so weit in Stand zu halten, dass er prozessfähig bleibt.
Es geht um Hermann Göring, ehemaliger deutscher Reichsmarschall, der sich vor dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal verantworten muss, und um Douglas Kelley, den amerikanischen Armee-Psychiater, der Göring und andere Nazi-Grössen im Gefängnis betreut. Neben seinem offiziellen Auftrag treibt den jungen Psychiater ein persönliches Motiv an. Er sucht nach der spezifischen NS-Psyche.
Der US-amerikanische Wissenschaftsjournalist Jack El-Hai hat Kelleys Gesprächsnotizen, Testaufzeichnungen und Krankenberichte aus Nürnberg akribisch zusammengetragen und damit ein Stück Psychiatrie-Geschichte aufgearbeitet und zugleich auch eine fatale Beziehungsgeschichte, in die der Psychiater bis in den Tod verstrickt bleiben wird.
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Bild 1 von 3. Politisches Psychodrama:. Der Wissenschaftsjournalist Jack El-Hai hatte für sein Buch Zugang zu nie veröffentlichten Dokumenten. Bildquelle: Verlag Die Andere Bibliothek.
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Bild 2 von 3. Hermann Göring:. Er gehörte zu den Patienten, an denen Douglas M. Kelley der Frage nach einer spezifischen «Nazi-Psyche» nachging. Bildquelle: Verlag Die andere Bibliothek.
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Bild 3 von 3. Douglas M. Kelley:. Am Neujahrstag 1958, 12 Jahre nach Göring, beging er vor den Augen seiner Familie Selbstmord mit einer Zyankali-Kapsel. Bildquelle: Verlag Die andere Bibliothek.
«Der Nazi und der Psychiater» ist im Verlag Die Andere Bibliothek erschienen.