Immer neue gut gefüllte Töpfe und Platten. Wenn das Personal im Restaurant Patrizietta in Losone das Buffet aufträgt, läuft nicht nur Feinschmeckern das Wasser im Munde zusammen: Salate, kaltes und warmes Gemüse, Teigwaren, Reis, Schnitzel, Geflügel und zum Dessert eine Eistorte. All das serviert Chefkoch Giovanni Tafuro seinen Gästen für gerade mal 12 Franken in einem sogenannten Buffet à discretion.
Bis an den Rand gefüllte Teller
Diese «All you can eat»-Philosophie nutzen Tafuros Gäste weidlich aus und pilgern gleich mehrfach zum Buffet-Tisch. Dass sich die Gäste an seinem Buffet satt essen, ist für den Gastwirt in Ordnung. Ihn ärgert aber, dass viele Gäste ihren Teller bis an den Rand füllen und nachher kaum etwas davon essen.
Darum gilt nun: Wer nicht aufisst, zahlt eine Busse – abhängig vom Wert des Nahrungsmittels. Für verschwendeten Salat werden so 2 Franken fällig; ein stehen gelassenes Schnitzel schlägt mit 10 Franken Zuschlag zu Buche.
«Kämpfe gegen sinnlose Verschwendung»
Mit der Aktion will Giovanni Tafuro nicht zum Polizisten mutieren. Deshalb fallen die Strafbeträge vergleichsweise moderat aus. Aber für den Koch, der aus dem strukturschwachen Süditalien stammt, haben Lebensmittel einen besonders hohen Stellenwert. «Ich will meine Gäste auf die sinnlose Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam machen», sagt er, «uns geht es so gut, dass wir den Hunger auf der Welt einfach vergessen.»
Dank Busse kaum mehr Abfall
Das neue Bussenregime hat die Gäste bis jetzt nicht verärgert. Fast alle unterstützen die Aktion; einige geben sich sogar selbstkritisch: «Wenn etwas gratis ist, lädt man wohl intuitiv viel zu viel auf den Teller.»
Bis jetzt ist die Aktion ein voller Erfolg. Fast blitzblank kommen die Teller in der Spüle an. Das bedeutet auch weniger Arbeit für Casserolier Antonio Tafuro: «So macht die Arbeit Spass. Die Gäste haben sich unsere Aktion offenbar zu Herzen genommen.»
Auch der Chefkoch selbst versucht nun, seinen Lebensmittelverbrauch noch weiter zu optimieren. «Wir füllen das Buffet jetzt etwas vorsichtiger auf», sagt er, «wenn viele Gäste gleichzeitig kommen, gibt es zwar Wartezeiten, dafür ist dann alles frisch aus der Pfanne.»
Eine Idee mit Signalwirkung
Selbst der Branchenverband «GastroTicino» unterstützt die Aktion. Ähnliche Regelungen existieren bis jetzt vor allem im fernen Osten, zum Beispiel in Japan. Ob das Beispiel auch nördlich der Alpen Schule macht, darf bezweifelt werden.
Im Tessiner Restaurant Patrizietta jedenfalls wurden bis jetzt noch keine Bussen verrechnet. Das stört Giovanni Tafuro aber nicht. Wenn seine Gäste nun weniger Lebensmittel verschwenden, hat seine Aktion ihr Ziel erreicht.