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Eine Sonne scheint auf einen Planeten und seine Monde im All.
Legende: Ist da draussen jemand? Diese Frage treibt Astronomen genauso um wie phantasievolle Laien – seit Menschengedenken. NASA/JPL-Caltech

Mensch «Tintenfische… – wieso sollten Ausserirdische nicht so aussehen?»

Ob Selbstvernichtung oder Hitzetod: Die Bewohnbarkeit der Erde wird einst enden. Astrophysiker und Buchautor Ben Moore spekuliert im Gespräch dennoch frohgemut über die ferne Zukunft. Und darüber, wen unsere Nachkommen bei einer Flucht ins All da draussen treffen könnten.

Zur Person

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Ben Moore, Jahrgang 1966, ist seit 2002 Professor für Astrophysik an der Universität Zürich. Der Brite hat über 200 wissenschaftliche Abhandlungen zu Themen wie Ursprung der Planeten oder Dunkle Materie verfasst. Er gibt auch Vorlesungen zum Thema Astrobiologie und hat mehrere populärwissenschaftlichen Bestseller zu seinem Fachgebiet geschrieben.

Die Zeit der Erde läuft ab. Das ist keine Prophezeiung von esoterischen Endzeitbotschaftern, sondern die Konsequenz wissenschaftlichen Denkens. Unsere Sonne wird dereinst beginnen, sich langsam zu einem Roten Riesen aufblähen. Sie wird heisser und heisser, und in etwa einer Milliarde Jahre wird die Temperatur auf der Erde den Siedepunkt erreicht haben. Bevor die Sonne dann endgültig erlöscht, wird sie unseren Planeten verbrennen und schliesslich schlucken.

Wem diese Aussicht nicht gefällt, findet weitere Untergangszenarien im letzten Abschnitt dieses Artikels.

Wie es auch kommen mag: Wir können dieses endgültige Schicksal nicht steuern. Aber wie das Universum auch immer entstanden ist und wie es enden wird – es ist eine bemerkenswerte Welt, in der wir leben. Einer, der dieses Universum ganz gut kennt, ist Ben Moore, Professor für Astrophysik an der Universität Zürich.

Aussterben oder auswandern

Moore ist der Meinung, dass es keinen Grund gibt, warum die menschliche Rasse nicht Millionen von Jahren oder gar viel länger existieren sollte – wir können nur nicht für immer auf der Erde bleiben. Da wäre es angebracht, meint er, eine Alternative zu unserem Planeten zu finden. Und ist dabei eigentlich ziemlich optimistisch:

Die Wissenschaft hat seit 1995 tausende von Exoplaneten entdeckt. Wenn man dies auf die ganze Galaxis hochrechnet, sollte es über 10 Milliarden bewohnbare Planeten geben. Und die meisten Galaxien im Universum sind unserer Milchstrasse ziemlich ähnlich. Sie haben unzählige Sterne wie unsere Sonne. Es gibt keinen Grund, wieso diese Sterne nicht mit Planetensystemen ausgestattet sein sollten.
Autor: Ben Moore

Die Auswahl scheint also gross zu sein, zumindest auf den ersten Blick. Doch ob ein passender Auswander-Planet darunter wäre, hinge von vielen Bedingungen ab. Was kann man überhaupt unserem heutigen Wissenstand über diese Planeten herausfinden?

Wir können ihre Grösse messen und ihre Masse bestimmen. Damit kann man ihre durchschnittliche Dichte berechnen und herleiten, woraus sie bestehen. Ausserdem können wir die Anziehungskraft auf der Oberfläche ermitteln, die Länge eines Tages und eines Jahres. Die wesentliche Zusammensetzung der Atmosphäre und ob sie Wolken hat. In wenigen Jahrzehnten sollten wir auch fähig sein, die Moleküle der Atmosphäre genau zu bestimmen und Biosignaturen zu finden, die Hinweise auf Leben geben können.

Schwerkraft, Sauerstoff und Wärme, bitte…

Menschen würden sich auf den meisten dieser Planeten nicht wohlfühlen, so Moore. Die menschliche Spezies bräuchte einen Planeten mit einer sauerstoffreichen Atmosphäre mit einem Temperaturbereich ähnlich dem der Erde. Und eine vergleichbare Schwerkraft: Die grössten festen Planeten, die man heute kennt, sind über zehn Mal so massiv wie die Erde – und wegen der stärkeren Gravitation wäre es für ein menschliches Wesen unmöglich, dort aufrecht zu gehen.

In so anderen Umgebungen könnten sich aber ganz unterschiedliche Lebensformen entwickeln. Voraussetzung dafür ist sicher Flüssigkeit, in der Moleküle sich bewegen können. In unserer Milchstrasse ist dies häufig Wasser, so wie auf der Erde. Doch auf dem Saturnmond Titan beispielsweise ist es so kalt, dass sich Methan verflüssigt – und diese Rolle übernehmen könnte.

Um feste Strukturen zu bilden, könnten Organismen dort ausserdem Silizium statt Kohlestoff gebrauchen. Auf der Erde freilich ein Problem: In ihrer sauerstoffreichen Atmosphäre würden sich solche Organismen von selbst entzünden, sagt der Astrophysiker, der an der Universität von Zürich auch Vorlesungen zum Thema Astrobiologie gibt.

Welche Wesen im All erfolgreich überleben könnten, weiss natürlich auch ein Experte wie Moore nicht – aber ein wenig spekulieren darf man ja:

Die Vorstellung, dass ausserirdische Lebensformen menschenähnlich aussehen müssen, verdanken wir der limitierten Vorstellungskraft Hollywoods. Es gibt acht Millionen Arten mit einem Hirn auf auf unserem Planeten. Einige dieser Spezies könnten sich sehr wohl weiterentwickeln und in Zukunft das Zepter auf der Erde übernehmen. Tintenfische zum Beispiel sind intelligent und extrem geschickt – wieso sollten Ausserirdische nicht so aussehen?

Eine hochspekulative Frage. Doch was für Lebensformen hält der Experte für Ausserirdisches denn wirklich für möglich?

Manche Arten auf der Erde haben schon ganz bizarre Erscheinungen und eigenwillige Attribute. Symmetrie könnte durchaus eine gemeinsame Eigenschaft für Lebensformen sein, sie sich bewegen. Denn Symmetrie erlaubt es, ein Gleichgewicht zu halten. Auf Planeten mit starker Anziehungskraft wären Lebewesen eher flach, wie zum Beispiel Krokodile oder Schlangen. Auf kleineren Planeten mit schwacher Anziehungskraft wären auch riesige Lebewesen denkbar.

Aliens aus Hollywood-Alpträumen im Anflug?

Möglich wäre es schon, dass wir von einer aggressiven Spezies wie den Aliens von H.R. Giger besucht werden, die von Planet zu Planet reist und alles Leben zerstört, sagt Ben Moore. Aber wahrscheinlich sei das nicht. Es braucht schon eine einigermassen friedliche Zivilisation mit genug Zeit und Ressourcen, um interstellare Raumschiffe zu entwickeln und zu bauen.

Das gilt natürlich auch für die Menschheit. Die Distanzen zu den nächsten potentiellen Welten sind so riesig, dass wir neuartige Antriebsysteme entwickeln müssten. Zu den bekannten Gefahren des Alls für Leib und Leben käme noch die Unsicherheit von psychologischen Problemen, die eine generationenübergreifende Raumreise in sich birgt.

Bevor wir aber auf einer fremden Welt mit noch so kleinen mikrobiologischen Lebensformen unser Raumschiff verlassen würden, müssten wir absolut sicher sein, dass von ihnen auch nicht die geringste Gefahr für uns ausgeht. Sonst wäre das Ende der intergalaktischen Reise vielleicht auch unseres.

Weltuntergang – wie könnte er vonstatten gehen?

Theoretische Szenarien, wie das uns bekannte Leben endet, gibt es viele. Hier eine kleine Auswahl – mitsamt der Wahrscheinlichkeit des Eintretens laut dem Astrophysiker Ben Moore.

  • Schwarzes Loch

Würde das sofortige Ende unseres Planeten bedeuten. Es gibt sie, sogar in unserer Galaxie. Aber nicht auf Kollisionskurs mit der Erde. Die Wahrscheinlichkeit, dass eines die Erde verschluckt, ist somit nahe 0,0 Prozent.

  • Dunkle Energie

Sie treibt die Ausdehnung des Universums voran. Dass sie jedoch Galaxien, Sterne und Planeten auseinanderreissen kann, halten Wissenschaftler für unwahrscheinlich. Nahe 0,0 Prozent.

  • Supernova

Die Explosion eines massereichen Sternes geschieht auch in unserer Galaxis alle 100 Jahre und löscht alles Leben in der Umgebung aus. Jedoch nicht in unserer Nähe. Wahrscheinlichkeit nahe 0,0 Prozent.

  • Asteroid

Wenn ein grösserer Himmelskörper die Erde trifft, sind die Folgen verheerend: Erdbeben und Tsunamis rund um den Planeten. Staub und Asche verdunkeln die Erde über Jahrzehnte und löschen die meisten lebenden Arten aus. Den Menschen sowieso. Wahrscheinlichkeit 0,001 Prozent.

  • Ausserirdische

Selbst in unserer Galaxis gibt es Milliarden von potentiell bewohnten Planeten. Seit fast einhundert Jahren senden wir Radiowellen in alle Richtungen. Die Möglichkeit, dass eine intelligente Lebensform diese Signale aufgefangen hat und nicht zufrieden mit unserem Radio und Fernsehprogramm ist, kann man nicht ausschliessen. Hochgeschwindigkeits-Raumschiffe mit Pulsantrieb könnte bereits auf dem Weg sein, um uns einen Besuch abzustatten. Wäre eins vor sechzig Jahren gestartet, könnte es bereits morgen bei uns eintreffen. Wahrscheinlichkeit: 0,01 Prozent.

  • Künstliche Intelligenz

Wissenschaftler sind überzeugt, dass künstliche Intelligenz bereits in hundert Jahren ein Bewusstsein entwickeln wird und dem menschlichen Hirn überlegen sein wird. Grund genug, ihre einzige Bedrohung, nämlich ihren Schöpfer auszulöschen. Wahrscheinlichkeit bei 1 Prozent.

  • Selbstzerstörung

Die Möglichkeit besteht real – mit diversen Szenarien. Es gibt etwas zynische Statistiken, Logik-Konstrukte und Wahrscheinlichkeitsformeln, die diese Möglichkeit auf 98 Prozent beziffern.

  • Hitzetod

Während unsere Sonne ihren Treibstoffvorrat verbrennt, wird sie langsam heisser und heller. In einer Milliarde Jahre wird sie die Erde austrocknen, verbrennen und schliesslich verschlucken. Flucht notwendig, denn die Wahrscheinlichkeit beträgt 100 Prozent.

  • Kältetod

Selbst wenn wir es schaffen sollten, auf einen Exoplaneten in unserer Galaxis zu flüchten, können wir unserem Schicksal nicht entkommen: Nach etwa einer Billion Jahre wird die letzte Sonne unserer Galaxis erlöschen. Ewige Dunkelheit herrscht. Ohne Energiequelle kein Leben. Wahrscheinlichkeit: 100 Prozent.

Mehr zum Thema:

Eine Besprechung des neuen Buchs von Ben Moore finden Sie hier.

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