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Mensch Zeichenwettbewerbe fördern Kreativität von Kindern

Bei Zeichenwettbewerben ist das Thema oft vorgegeben, der Einsendeschluss klar und es darf weder abgezeichnet noch durchgepaust werden. Störende Einschränkungen für Kinder? Im Gegenteil, sagt die Expertin.

Eine Sammlung von 50'000 Kinderzeichnungen – die ältesten sind über hundertjährig – zeigt, wie Kinder ihre Zeit erlebten: etwa die Mobilmachung oder Veränderungen in der Familie. Dieser kreative Schatz gehört der Stiftung Pestalozzianum und stammt aus hunderten von Wettbewerben, die Institutionen während des zwanzigsten Jahrhunderts ausgeschrieben hatten.

Wettbewerb als Motor für Kreativität

Wie beeinflussen Wettbewerbe die Kreativität von Kindern? Diese Frage hat «Einstein» der Wiener Kunsthistorikern Anna Lehninger vom Institut für Populäre Kulturen der Universität Zürich gestellt. Sie kennt die elterlichen Befürchtungen, Konkurrenz und strikte Vorgaben schränkten die Kinder ungebührlich ein. Dass das Kind also nicht zeichnet, was es beschäftigt, sondern vielmehr das, wovon es meint, dass es damit bei der Jury punkten kann.

Lehningers Erkenntnisse dürften diese Eltern überraschen: «Viele Einsendungen zeigen klar, dass die Wettbewerbe jedem Kind die Möglichkeit boten, seine Kreativität auszuleben. Gerade weil eben die Vorgaben klar waren und es auch wusste, was erlaubt war und was nicht. Es gibt unzählige Arbeiten, die beweisen, wie Kinder eine Aufgabe selbständig interpretierten und genau dafür ausgezeichnet wurden. Meist wurde die Eigenständigkeit belohnt, nicht die Konformität.»

Kinder sind gute Verlierer

Bei vielen Wettbwerben gingen Tausende von Einsendungen ein. Die Preise waren begehrt: Beim Pestalozzikalender war es eine silberne Uhr. Dafür arbeitete manches Kind mehrere Wochenenden und plante die Zeichnung mit Entwürfen minuziös. Meist reichte das nur für einen Trostpreis. Demotivierend, könnte man meinen.

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Kinderzeichnungen im Wandel der Zeit: «Einstein» am 11. April um 21 Uhr auf SRF 1

Doch Anna Lehninger kontert: «Damals erwarteten die Kinder noch nicht, für jede Leistung speziell belohnt zu werden. Auch ein kleiner Trostpreis erhielt einen Ehrenplatz im Kinderzimmer oder sogar in der guten Stube. Und die Chance auf einen kleinen Preis hatte praktisch jedes Kind, das die Teilnahmebedingungen erfüllte. Denn um faire Bedinungen für alle zu schaffen, waren die Wettbewerbe meist nach Jahrgängen gestaffelt. Oft wurden sogar unprämierte Zeichnungen publiziert. Das hatte einen motivierenden Effekt auf jene, die nichts gewonnen hatten.»

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