Zu viel Ammoniak in der Luft ist ein Problem – eines, das in der Schweiz nur allzu gut bekannt ist.
Ammoniak ist ein Gas, aus dem sich relativ leicht gesundheitsschädlicher Feinstaub bilden kann. Und: Ammoniak wird teilweise zu Lachgas umgewandelt, ein Treibhausgas, das rund 300 mal so klimaschädlich ist wie Kohlendioxid.
Ausserdem bedroht Ammoniak auch zahlreiche Ökosysteme. Wenn das stickstoffhaltige Gas aus der Luft in den Boden gelangt, wirkt es dort wie eine Überdüngung.
Selten gewordene Pflanzenarten in streng geschützten Gebieten, wie zum Beispiel Mooren, sind dadurch akut bedroht.
Die schädlichen Mengen des Ammoniak-Gases in unserer Atmosphäre sind überwiegend menschengemacht – wären also bis zu einem gewissen Grad vermeidbar.
Dazu ist es wichtig, die Quellen möglichst genau zu kennen. Und das ist Forschenden aus Belgien und Frankreich nun gelungen – dank eines Wettersatelliten.
Infrarot-Strahlen als Hinweise
Nur gerade 100 Minuten braucht der Wettersatellit Metop-A, um einmal um die Erde zu flitzen. Er misst unter anderem das Infrarot-Licht, das von unserem Planeten hinaus ins Weltall strahlt.
Diese Infrarot-Messdaten werden normalerweise für Wettervorhersagen gebraucht. Aber nicht nur. Wissenschaftlern ist es nun gelungen, aus diesen Daten die Konzentrationen des Luftschadstoffes Ammoniak hoch aufgelöst zu errechnen.
Daraus erstellten sie eine Weltkarte, die so detailliert wie nie zuvor zeigt, wo die grössten Mengen an Ammoniak in die Luft gelangen.
Über 250 Hotspots
In aufwändiger Handarbeit kombinierten sie die errechneten Ammoniak-Konzentrationen mit Satelliten-Fotos und konnten so rund 250 Ammoniak-Hotspots identifizieren – zum Teil bis hin zu einzelnen Ställen oder Fabriken.
Rund ein Drittel der Hotspots waren grosse Tierbetriebe wie Rindergehege, Schweineställe oder Hühnermastbetriebe.
Die anderen Hotspots waren Industriebetriebe wie Düngemittelhersteller, Minen oder Geothermie-Anlagen.
Grosse Datenmenge ausgewertet
Die Forscher-Gruppe konnte auch aufzeigen, wie sich diese Hotspot-Karte über die Zeit veränderte, denn sie werteten Daten aus fast zehn Jahren aus.
So zeigten die Daten beispielsweise, wie in China wegen der rege wachsenden Wirtschaft verschiedene neue Fabriken entstanden, die Ammoniak ausstossen.
Methode als wichtige Ergänzung
In der Schweiz stammt fast alles Ammoniak in der Luft aus der Landwirtschaft: aus vielen einzelnen Ställen, Gehegen und Güllelagern.
Mit Messungen auf der Erdoberfläche ist es sehr schwierig, genau zu erfassen, wie viel Schadstoff insgesamt aus diesen Quellen ausgestossen wird.
Die Messdaten aus dem Weltall sind dafür eine wertvolle Ergänzung – und ein wichtiges Druckmittel.
Denn in den letzten 15 Jahren haben die allzu grossen Ammoniakmengen, die in der Schweiz ausgestossen werden, nur unwesentlich abgenommen.