Zwölf Jahre lang war alles gut. Nach der Grundsteinlegung schritten die Bauarbeiten am Dom von Pisa voran.
Beim dritten Stockwerk angelangt, kam es dann anders als geplant. Der Glockenturm von Pisa begann sich nach Südosten zu neigen. Der Untergrund aus Sand und Morast gab nach und die Bauarbeiten wurden eingestellt – für 100 Jahre. Erst dann wurden die nächsten vier Etagen gebaut und der Schieflage des Turms angepasst.
Fotogenes Bauwerk
1372 war es dann so weit: Der Turm war fertig. Zwar mit einem leichten Knick, wegen der Schiefenkorrektur, aber er stand – und steht bis heute.
Zwischenzeitlich, von 1990 bis 2001, durften Touristen den Turm nicht betreten. Doch statt im Inneren des Turmes zu verweilen, mögen Touristen den Turm so oder so scheinbar lieber von aussen.
Er dient als Fotomotiv, hunderte Menschen posieren jeweils gleichzeitig vor dem Turm und versuchen es so aussehen zu lassen, als würden sie den Turm wieder geraderücken.
Tonne um Tonne zum schieferen Turm
Wie man das Bauwerk tatsächlich wieder geraderücken könnte, darüber haben sich zahlreiche Geologinnen und Architekten Gedanken gemacht.
Insgesamt wurden mehr als 14'000 Tonnen Carrara-Marmor verbaut, die auf den Untergrund drücken – und den Turm immer schiefer werden liessen. Zwischen 1930 und 1990 hat sich der Neigungswinkel des Turmes verdoppelt.
Weil auch noch Risse im Gestein entdeckt wurden, wurde der Turm 1992 mit Stahlreifen eingefasst. Ein Jahr später wurden im Fundament 600 Tonnen Gegengewichte angebracht. Weitere Massnahmen folgten bis 2011, dann wurden die Restaurierungsarbeiten am Turm von Pisa abgeschlossen.
Er fällt nicht um
Heute hat der Turm eine Neigung von etwa vier Grad. Experten gehen davon aus, dass die Gefahr, dass der Turm umfällt, für die nächsten 300 Jahre gebannt ist.
Der schiefe Turm von Pisa ist zwar der bekannteste schiefe Turm – doch nicht der schiefste. Dieser steht in Deutschland – auf einem Fundament aus Baumstämmen auf Moorboden.
Der Turm von Suurhusen hat eine Neigung von 5,19 Grad und steht damit im «Guinness-Buch der Rekorde» in der Kategorie «nicht absichtlich schief gebaute Gebäude».